Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 03.02.2016 22:00 Uhr
Thema: Miami Connection aka "Tae Kwon Do - The Musical!" Antwort auf: Scharfe Filme: HD-Empfehlungen für Genre-Fans! von Don Cosmo
Der Film hat ja einen gewissen Kultstatus unter B-Film-Freunden und Mitternachtsmatinee-Mögern. Zurecht. So ziemlich alles an dem Film ist Laienhaft, jeder Arbeitsbereich hat versagt, von den Leuten am Set bis zu den Leuten hinter den Kulissen, was aber, so deucht mir, ein und dieselbe Gruppe an Personen ist.

Miami Connection ist ein vermeintlicher Anti-Drogen-Film, wie ihn nur schwer Drogenabhängige hinbekommen können. Eine extrem simple Geschichte, die durch schieren Unsinn und lauter Mätzchen mit roher Gewalt auf Spielfilmlänge ausgewalzt wurde, zusammengestellt von einem Filmschnitt, der keinerlei Interesse daran zeigt, Szenen nach inhaltlichem Zusammenhang oder zumindest Stimmung aneinanderzureihen.

Alles beginnt mit einer Gruppe Ganoven, die anscheinend einen Drogendeal abwickeln. So richtig erkennen kann man das nicht, denn es ist sehr dunkel. Ein Wunder, dass man die Ninjas sehen kann, die das Treiben heimlich von den umstehenden Büschen aus verfolgen, um dann erbarmungslos zuzuschlagen: Die Gangster werden schier zerfetzt von den Ninjas, die wie Echsenmenschen über den Boden krabbeln oder klassisch im Trippeltrappelschritt auf den Feind zutänzeln. Mit ihren Schwertern erstechen sie die Gangster, schlitzen sie auf oder hacken ihnen die Arme ab, voll geil. Dann aber denke ich: Moment! Das ist doch voll schlimm! Die Gangster verkaufen ja nur Kokain, aber die Ninjas sind super derbe brutal und bringen da ca. ein dutzend Menschen um.
Der Film antizipiert aber meine Verwirrtheit. "Haha!" entgegnet er mir gewitzt, "sind ja auch nicht die Guten!" In der Tat, die Ninjas versammeln sich nach vollbrachter Tat in einem Tatami-Konferenzraum für Ninjas und der Hauptninja nimmt die guten Gaben entgegen, die seine Handlanger erbeutet haben. Auch und besonders das Geld! Als wenn ganz viel Kokain nicht schon gut genug wäre, aber nun.
Hardcut zur Title Card: "MIAMI CONNECTION" und ein Drummer haut auf die Kacke. Das Intro zeigt in einer Parallelmontage eine Bikergang und eine Band, "Dragon Soul", die typische 80er-Jahre-Drei-Akkorde-reichen-für-alles-Rockpop spielt.

Die Bikergang trifft sich mit der anderen Bikergang, die gleichzeitig Ninjas sind und das Koks geklaut haben, um denen widerum das Koks zu verkaufen. Und das widerum in dem Club, in dem die Band spielt.

Der Anführer der Nicht-Ninja-Biker sieht so aus wie Mahmut Ahmadinedjad, was man anfangs ganz witzig findet, aber mit fortschreitender Länge des Films superätzend wird, weil in "Miami Connection" ungefähr 20 Leute mitspielen, die ebenfalls so aussehen wie der beliebteste Holocaustleugner der islamischen Republik Iran und so noch mehr zu der allgemeinen Verwirrung beitragen, die der Film bisweilen unnötigerweise verursacht.


Jetzt mach nicht so ein Gesicht! Man nennt mich nicht ohne Grund den Andy Garcia von Bochum-Wattenscheid!

Jedenfalls wundert sich der Mahmut darüber, dass seine Schwester auf der Bühne steht in diesem jenen Club. Die Band ist ohnehin wohl nicht so sein Fall. Der andere, der Ninjaanführer, wirkt hingegen wie eine flamboyantere Version von Hideo Kojima; wie ein psychisch kranker Multimilliardär, der sich für extrem viel Geld einen Monat lang das Leben eines Motorradgang-Ninja-Clans gemietet hat wie so eine Art Urlaub und entweder als weißer Ninja verkleidet seine Lakaien rumscheucht oder mit Sonnenbrille, Halstuch und Jeansweste in abgerockten Bikerbars abhängt und Yayo slingt mit dem größten lebenden Feind Israels.

Soweit, so gut. Wähnte mich der Beginn, trotz der verdächtig duster gefilmten Szenen, noch in der Vermutung, dass hier eventuell einer der besten Filme meines Lebens auf mich wartet, wird aus einem unguten Gefühl bittere Gewissheit beim Anschauen der allerersten Musiknummer. Einerseits reicht sie aus, um alle beschriebenen Charaktere PLUS der sehr auffälligen, aber für den Plot weitestgehend irrelevanten Figur des Peter Mafflage, einer Mischung aus Peter Maffay und Peter Dinglage in "Pixels" vorzustellen:


Du wirst nur stark und direkt durch Chi! Das Resultat ist Power!

Andererseits wartet gleich in Minute 2:37 des Clips der erste Facepalm-Moment auf den Zuschauer, als man sieht, wie der Koreaner seine Fender Stratocaster verdächtig wie ein Maschinengeweher in den Armen hält und erst danach bemerkt, dass das ja überhaupt nicht mal im Ansatz wie Gitarre spielen aussieht und er dann auch einsichtig wieder den Gurt umlegt und das Saitenspiel simuliert wie ein halbwegs normaler Mensch. Was irritiert, weil er die Gitarre zu Beginn des Songs noch mit dem Gurt um den Hals trägt.

Dieses Detail ist eigentlich der gesamte Film im Kleinen:



Nachdem also, ohne wirklich viel erzählerischen Leim, um das ganze zusammenzuhalten, von einem von Ninjas gesprengten Drogendeal zu einer grenzdebilen Musiknummer gesprungen wurde, wird als nächstes die rührende Romanze zwischen der Leadsängerin von Dragon Soul und einem von deren ca. vier Gitarristen etabliert. Sie ist an der Uni in einem EDV-Kurs, der wie der Lehrer voller Stolz zu Beginn der Szene erwähnt, den VIERTEN PLATZ in einem staatsweiten Programmierwettbewerb belegt hat! Kann man das denn fassen! Den VIERTEN PLATZ! Der fünfte wäre ja schon eine handfeste Sensation gewesen, aber der VIERTE Platz? Nein! Da wird man ja wirklich gerührt von so einem fantastischen Erfolg.

Jedenfalls wird die Dame mit der kecken Vokuhila-Matte von ihrem Goldschatz gleich standesgemäß abgeleckt. Die Kussszenen zwischen den beiden sind wirklich Effenberg-Level ekelerregend.


Baby, ich möcht' dein Brackwasser saufen!

Sie schlendern aus dem Schulgebäude und werden gleich von Vokuhilas Brudi, Mahmut Ahmadinedshad, aufgemischt. Der braucht nur einen Satz von ihrem Schwarm zu hören, um mit deren Beziehung uneinverstanden zu sein, sogleich setzt es Backenzucker für den Spargeltarzan.

Eigentlich ist es müßig, den Plot nachzuerzählen, da er ohnehin nur random aneinandergereihter Nonsens ist, der gerade mal ausreicht, um ein oder zwei später folgende Szenen zumindest rudimentär zu erklären, aber selbst das nur in etwa 40% aller Fälle. Der Besitzer des Clubs, in dem Dragon Soul auftreten, wird von der Band aufgemischt, die zuvor statt Dragon Soul dort auftrat. Der Betreiber haut aber alle sieben oder acht Schläger zu Klump, kein Problem für einen Gastronomen. Führt das dazu, dass der Clubbesitzer Dragon Soul nicht mehr auftreten lassen? Nein. Wird der Clubbesitzer jemals mit Dragon Soul über diesen Vorfall reden? Nein. Sehen wir die aus random Bartträgern und vollschlanken Riesenbabys bestehende Ansammlung an Asis je wieder? Damned if I know. Kein Plan. Kann sein? Die Statistenriege scheint nicht die allergrößte gewesen zu sein.

Danach werden Dragon Soul nach einem ihrer Auftritte auf dem Heimweg von einem Mob wildgewordener Schläger aufgemischt, die allerdings allesamt vernichtet werden, wonach ansatzlos umgeschnitten wird wie die fünf mit dem Auto daheim auf die Auffahrt hochfahren. Die Frau macht derweil weiß der Teufel was, sie ist mit ihren vielleicht drei Minuten Screentime jenseits der Musikauftritte in erster Linie nur dazu da, um eine Verbindung zwischen der Band und Mahmut herzustellen, der widerum mit den Motorrad-Ninjas unter einer Decke steckt, was allerdings erst in den letzten 20 Minuten wirklich relevant wird (Und auch da nur am Rande).

An dieser Stelle lernen wir, dass die fünf männlichen Bandmitglieder von Dragon Soul, welche in ihre Bühnenshow auch Tae Kwon Do einbinden, alle zusammen in einem Haus wohnen, wie eine kleine Familie. Wie die sieben Zwerge. Oder wie flaming Homos.

Da die Brüder die meiste Zeit kaum bekleidet durch ihr Domizil lustwandeln (Unterhosenlange Shorts, um die hüfte gewickelte Handtücher, so gut wie alle so gut wie immer mit freiem Oberkörper) tut sich der Eindruck auf, dass selbst die Model-WG in Zoolander dagegen noch subtil und zurückhalten dargestellt war.

Bemerkenswert auch das vergleichsweise komplexe Melodrama innerhalb der Gruppe so wie deren Reaktion auf das tränenreiche Geständnis ihres schwarzen Mitbewohners, dass er vor kurzem seinen Vater gefunden hat, von dem er dachte, er wäre tot, weil ihm dass seine Mutter kurz vor deren Tod noch gesagt hatte, aber er lebt noch und arbeitet bei der Marine. Am nächsten morgen füttert der Koreaner seine Mitbewohner, als wäre es das normalste der Welt, mit Trauben, die er ihnen teilweise während sie reden (!) in den Mund stopft.
Zusätzlich gibt es noch eine völlig beliebig wirkende Strandszene, in der die fünf am häßlichsten Sandstrand der gesamten amerikanischen Ostküste bei wirklich schäbbigem Wetter die üblichen Strand-Shenanigans machen, wie bspw. Mädchen ärgern, wobei besonders Peter Mafflage rüberkommt wie ein Sittenstrolch, der sich nur versehentlich im Geschlecht seiner Opfer geirrt hat und diesen Fehler aufrichtig bereut. Weitere Dialogszenen von enorm vernachlässigbarer inhaltlicher Relevanz folgen, unter anderem eine nicht enden wollende Szene, in der der Koreaner, der liebestolle Lulatsch und der Israeli mit der Monobraue, der sonst den gesamten Film über keine einzige Dialogzeile zu sprechen hat, Tae Kwon Do in einem Park trainieren. Zuerst hampelt der Koreaner rum, dann hampeln der Koreaner und der Monobrow-Dude rum, und am Ende der Koreaner und der Lulatsch - ein äußerst ungleiches Duell, da der Lulatsch doppelt so groß und fünf mal so staksig wie sein Gegenüber wirkt und seine Bewegungsabläufe zwischen Koch, der ein Spiegelei brät und schlecht gespielter Tunte chargiert, mit der gesamten Grazie eines jungen Prinz Charles kämpfend.

Die Moves sind teilweise kryptisch inszeniert und betonen sehr seltsame Bewegungsabläufe und -punkte:


Zähneputzen allein kann die jährliche Vorsorgeuntersuchung nicht ersetzen

Der schwer nachvollziehbare Einsatz von Zeitlupen verdeutlicht nochmal vereinzelt das furchterregend schlechte Timing, mit dem die Darsteller sich vor den Schlägen und Tritten wegdrehen.
Ich war schon gespannt, an welchen X-beliebigen Ort der Film im Anschluss springen würde, aber ich wurde enttäuscht, in dem Fall entscheidet sich der Streifen tatsächlich, mal eine Situation weiter zu erzählen. Der Lulatsch schlägt vor, eine Dragon-Soul- und Tae-Kwon-Do-Welttournee zu machen, in die Herkunftsländer der Bandmitglieder! Lulatsch kommt aus Irland, Monobraue aus Israel, Peter Dinkleffay aus Italien (!) und der Koreaner... ist erstmal egal, erstmal nach Europa. Ja, super Idee. Wird nie wieder erwähnt, aber gut, mal drüber gesprochen zu haben.

Es folgt mehr random motherfuckery. Der koreanische Koch vom Lieblingsrestaurant der fünf Freunde wird von Zechprellern verdroschen, was die fünf knapp verhindern können, so halbwegs zumindest. Dieser dankt ihnen mit einer Lebensweisheit: "Tae Kwon Do is BEST!"

Mahmut klemmt Zettel mit bedrohlichen Nachrichten an das Autofenster der fünf. Man trifft sich zum Körpervergleich an einem verlassenen Bahnhof, und Mahmuts Leute werden fertiggemacht. Hier zeigt sich auch, welchen erstaunlich passiven Zugang Mahmut bei der Personalführung an den Tag legt: Im Grunde flätzt er sich auf eine Sitzgelegenheit, die ihm einen guten Blick auf das Geschehen bietet und kommandiert seine Untergebenen, wenn überhaupt, nur mit kaum wahrnehmbaren Gesten wie eindringlichen Blicken und kurzem, verstohlendem Nicken in eine Richtung. Ansonsten schaut er seinen Henchmen eigentlich nur dabei zu, wie diese abgeschlachtet werden, und beendet das Treiben erst, als die Polizei anrückt. Die 30 Schwerverletzten in den eigenen Reihen scheinen ihn hingegen nicht weiter zu stören.

Nach der Schlägerei am Bahnhof wird der FIlm NOCH seltsamer. Obwohl Ahmadinedshad am Güterbahnhof sein reinstes Waterloo erlebt hat, trifft er sich mit Kojima zum Saufen in einer Bikerkneipe. Hier eskaliert die voyeuristische Neugierde, welche die Kamera des Films auf nacktes Fleisch den ganzen Film hindurch andeutete, und es werden wie wild so mittelgute Titten ins Bild gewedelt. Der Film wirkt wirklich wie die ersten (und letzten) literarischen Vorstöße eines gelangweilten 14jährigen an einem lauen Sommertag, eine Geschichte von Ninjas und Freundschaft und krassen Gangstern, die unbewusst in Pornografie abrutscht und dann, verschämt als wäre nichts gewesen, wie nach dem ersten Samenerguss, wieder per hartem Schnitt zu etwas völlig anderem wechselt.

Nur, dass wie gesagt erwachsene Leute den Film gemacht haben.

Man sieht also fast acht Minuten lang nur verbrauchte Bikerflittchen mit Zahnlücken und Alki-Buckel, und Kojima und Mahmut wie sie mit bunten Cocktails auf ihr gut laufendens Geschäft anstoßen, weil warum nicht. Ausserdem: Busis! Doioioioing!

Zurück bei den fünf Boys: Der eine Boy hat seinen Vater gefunden! Juchei! Peter Mafflage lässt es sich nicht nehmen, vor lauter Freude nur mit einem umgeschwungenen Handtuch auf die Straße zu laufen um seinen Kumpel am Briefkasten bereits für dessen Glück zu umarmen. So wie alle anderen auch plötzlich oberkörperfrei aus dem Haus stürmen um ihren Kumpanen am Ende auf ihren Schultern zu tragen und hochleben zu lassen. Zur Feier des Tages fahren sie los um einen Anzug zu kaufen, damit der Kumpel nur ja auch schick aussieht wenn er seinen Vater das erste mal trifft. Dabei wird, man hat es sich schon gedacht, Peter Dinkelmaff entführt. Ach weh!

Die vier anderen Dudes treiben ihn aber noch am selben Abend noch auf auf einem Schrottplatz, wo sich Mahmut samt seiner Gefolgschaft kollektiv an ihm vergeht. Pardon, ihn mit Schlägen und Tritten foltern. Bei dem Befreiungsversuch sterben blos so sechs bis acht Mann (Kann man schwer erkennen, ist mal wieder sehr dunkel, welch praktischer Zufall!), unter anderem Mahmut selbst. Kojima ist davon am schwersten getroffen, denn: Mahmut war sein Bruder! Ja WAT?! Häh?! WUSS? Nett, dass das mitten im dritten Akt auch nochmal erwähnt wird. Sehen sich ja auch sehr ähnlich, die beiden.

Ich vermute aber, dass war bloß Straßenslang und das "Bruder" so gemeint wie "Brudi" oder "Koseng" oder so. Mahmuts Schwester jedenfalls ist komplett frei von irgendwelcher Trauer oder so, man hat fast den Eindruck, dass sie gar nicht verwandt mit ihm wäre. Weder wird sein Ableben ihr gegenüber erwähnt, noch erwähnt sie es von selbst. Superstrange, aber so ist dieser Film nunmal.

Aber das Böse scheint aus der Welt, und der eine Heini kann endlich seinen Vater treffen. Doch da haben sie die Rechnung ohne Hideo gemacht! Er greift sie aus einem Hinterhalt heraus an (Gesamte Gang auf Motorrädern und in Ninjaanzügen versperren die Straße) und als erstes wird natürlich der Schwatte, der seinen Vater wiedersehen will, von den Ninjas aufgeschlitzt. Lulatsch sieht das und gerät in einen wahren Blutrausch. Nix mehr "We have to end this war and fighting", nix mehr "Tae Kwon Do is a way of life", nur noch massivste Rampage mit dem Ninjaschwert. Er schlitzt, er hackt, er sticht, bis das Wasser in dem Bach, in dem er die ganzen Ficker in den Tod lockt, buchstäblich rot vom Blut seiner Feinde den Strom herabläuft, übelst geil.


Gewinner der Palm d'Or 1987, Silberner Bär der Jury Filmfestival Berlin

Der einzig überlebende Ninja will dem weißen Ninja, Hideo Kojima, diese News mitteilen und wird von diesem kommentarlos geköpft. Ebenfalls ENORM geil. Dann wird Kojima besiegt, alle sind zufrieden, und zusammen mit dem verlorenen Vater wird der gerettete Dude aus dem Krankenhaus gerollt, Abspann.



Ja was soll man sagen. Sicherlich Trash. Die guten Szenen entschädigen kaum für die vielen schlechten; man muss schon eine sehr spezielle Neigung für sehr speziell schlechte Filme haben um daraus selbst ironischen Spaß ziehen zu können. Die Gewalt wirkt sicherlich auf unterhaltsame Weise beliebig und beliebig übertrieben. Das Schauspiel ist unter alle Kanone. Die asiatischen Darsteller sind wegen ihrer starken Akzente akustisch schlicht nicht zu verstehen, aber auch die anderen Figuren hadern offenbar mit den Tücken des Filmtons, bzw. die Tonleute haben verkackt, die Sprecheinsätze richtig zu angeln. Der Schwarze hat die undankbare Aufgabe, komplett befreit von jeglichem Schauspieltalent mit die schwersten dramatischen Lasten im ganzen Film zu schultern und scheitert daran spektakulär. Die Liebesbeziehung wirkt komplett überflüssig und drangetackert; es wäre für mich viel glaubwürdiger gewesen wenn bei der Spritztour zum Stand die drei Kerle auf der Rückbank wild miteinander geknutscht hätten anstatt Lulatsch und Bumsi auf dem Beifahrersitz.

Die Hubris dieser Leute, anzunehmen, jemand würde sich diesen Kack freiwillig angucken, lässt einen sprachlos zurück. So sehr glaubt niemand an die heilende Kraft des Tae Kwon Do, dass er deswegen einen derartigen Aufriss betreibt, so einen Film zu machen. Angemessenerweise erinnert das ganze auch eher an das Ergebnis eines einwöchigen Mediencamps für Kinder als an einen professionellen Film. So gut wie alle Szenen werden in einer einzigen Einstellung abgefilmt. Gerade die Kampfszene im Park, wo die drei Boys sich gegenseitig zeigen wo der Frosch die Locken hat, beinhaltet fast pervers wenige Schnitte und mahnt so bildästhetisch an Youtube-Videos. Der unwichtigste, egalste Subplot schließt am Ende den Film ab. Figuren werden eingeführt, um nachher wieder sang- und klanglos zu verschwinden, unter anderem Hauptfiguren wie die Freundin des Protagonisten (Den ich einfach mal in dieses Amt erhebe, weil er in einem insgesamt sehr dialogarmen Film noch mit die meisten Zeilen abbekommen hat). Die Bösewichte wirken viel spaßiger und weniger weird als die Helden. Den pösen, pösen Drogen wird eine nach Traumlogik funktionierende, deliriöse Fantasiewelt entgegengesetzt; der Anti-Gewalt-Message großzügige Closeups von Halsschlagadern, die nach Handkantenschlägen in einer Blutfontäne zerbersten.

Das einzige, was mir an dem Film gefiel, die Musik, kommt nach den ersten 20 Minuten fast gar nicht mehr vor, es werden höchstens die einzigen zwei Songs von Dragon Soul ("Friends Forever" und "Fight The Ninjas", beide klingen so ziemlich absolut gleich) aus dem Off nochmal eingespielt, weswegen sich meine Freude auf ein wirkliches, waschechtes Tae-Kwon-Do-Musical rasch zerstreute. Der Film ist nicht so zutiefst persönlich wie The Room und durch die Wahl eines trashigen Genres verzeiht man allerlei Infantilitäten viel leichter. Der Film ist unprofessionell genug gemacht, um schlecht zu sein, aber nicht wirklich schlecht oder auch nur geisteskrank genug, um wirklich interessant zu sein. Wer anderthalb Stunden seines Lebens mit astreiner billiger Schundunterhaltung wegpieseln will, hier ist der gesamte Film in 720p auf Jotjob:



***Diese Nachricht wurde von Felix Deutschland am 03.02.2016 22:49 bearbeitet.***
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