| becks (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 18.01.2016 18:04 Uhr |
[http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.feinstaubalarm-in-stuttgart-spd-chef-schmiedel-faehrt-trotzdem-mit-dem-auto.a1bebb41-b327-423f-877a-034b63a9ad9e.html]
Aber schön, dass Herr Schmiedel denkt, dass es sonst niemanden gibt, der bei seinem Job auf das Auto angewiesen ist. Und Frau Sitzmann denkt auch, Feinstaub entsteht bei einem Auto nur durch die Verbrennung. Vielleicht sollte ihr mal jemand sagen, dass da auch die Reifen und Bremsen eine Rolle spielen. Oder vielleicht das Auto nicht der einzige Faktor beim Thema Feinstaub ist.
Das so eine EU weite Verordnung sich nicht exakt auf jede Stadt in ganz Europa anwenden lässt, sollte den Leuten in Brüssel beim Nachdenken ja eigentlich aufffallen, aber eben nur eigentlich. Schließlich gleicht eben leider nicht jede Stadt der anderen.
Und anstatt über solche tollen Sachen nachzudenken, wie die Leute ab 2018 evtl. nur noch an jedem zweiten Tag ihr Auto nutzen zu lassen (abhängig vom Nummernschild), sollte man sich vielleicht mal Gedanken machen, wie man den Leuten den ÖPNV schmackhaft machen kann und das Auto stehen zu lassen.
Ein Anfang wären mal attraktivere Preise (die sind in Stuttgart jenseits von Gut und Böse), ein halbwegs funktionierender Fahrplan und anständige Verbindungen. Es gibt hier teilweise Bus- und Bahnlinien, die fahren an manchen Tagen gar nicht bzw. ab ca. 20 Uhr nicht mehr oder nur noch so alle 30-60 Minuten. Aber klar, es arbeiten ja auch alle immer nur von 8 bis 16 Uhr
Ich bin mit dem Auto innerhalb von 10 Minuten bei der Arbeit. Mit der Stuttgarter Straßenbahn AG sind es im besten Fall 35 Minuten. Und da habe ich, wie Iche, schon den Fußweg nicht mit eingerechnet.
Oder man könnte auch mal die Stuttgarter Straßenbahn AG dazu bewegen (immerhin ein staatlicher Betrieb) an ihrer Zoneneinteilung zu arbeiten. Wo andere Städte einfach nur Ringe haben, werden diese Ringe hier noch lustig unterteil und die Zonen strategisch geschickt gesetzt, so das viele Leute wegen einer Station gleich eine Zone mehr bezahlen müssen.[https://www.vvs.de/download/Tarifzonenplan.pdf]
Das geile an diesem Plan ist - er gibt überhaupt nicht die wahren Größenverhältnisse wieder. Da werden die Stationen so platziert, dass sie in der entsprechenden Zone sind.
Abgesehen davon hätte ich gerne erlebt, was passiert wäre, wenn nur 25 % der Autofahrer heute früh, den ÖPNV genutzt hätten. Das System wäre innerhalb von 60 Minuten kollabiert.
Und man könnte sich ja auch mal Gedanken machen, warum so viele durch oder nach Stuttgart müssen. Dann würde man vielleicht drauf kommen, das man hier seit Jahren baulich alles dafür tut, dass die Leute aus Stuttgart ins Umland ziehen. Die Besitzer der Läden in der Innenstadt (wo man einen Konsumtempel und Büroräume nach dem anderen baut), werden sich aber sicherlich freuen, wenn man der Kundschaft und den Mitarbeitern die Anfahrt erschwert. Ein bischen mehr Leerstand schadet bestimmt keinem. Genausowenig, wie die LKW, die täglich an der Meßstelle für Feinstaub vorbei fahren müssen, um das Erdreich für unseren schönen neuen Bahnhof weg zu bringen. Ach, und die Umgehungsstraßen könnte man natürlich auch mal in Angriff nehmen, wenn man den wollte.
Aber ich hoffe ja, dass Herr Schäuble mir dann wenigstens die halbe KFZ-Steuer erstattet, wenn ich das Auto nur noch jeden zweiten Tag nutzen kann. Die KFZ-Versicherung lässt sich dann bitte aber auch noch einen passenden Tarif für mich einfallen. Aber wahrscheinlich erwarte ich einfach zu viel (eigentlich ja nur das Leute in der Politik mal ein wenig nachdenken) in einem Land, in dem ja sogar jemand Arbeitsministerin werden kann, ohne jemals auch nur einen Tag einen Betrieb geführt zu haben. Praxis ist überbewertet.