a gentle breeze  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 29.12.2015 22:56 Uhr
Thema: Erdnüsse Antwort auf: Größer ist besser: Einlass nur für Leinwandfreunde! von Fuse
Ohne andere Kritiken gelesen zu haben: Peanuts halte ich für so eine heilige Kuh, die jeder kennt und die irgendwie nicht als langweilig und belanglos kritisiert wird, weil man Gefahr läuft den Feinsinn oder das besondere Charisma nicht erkannt zu haben. Zugute halten muss man, dass der Film nicht so überdreht daher kommt, wie die meisten anderen Kinderfilme, sondern auf Dialoge setzt und nicht die Welt gerettet wird.

Trotzdem fand ich die ganze Chose recht trivial. Charly Brown ist ein unsicherer Typ, der ständig alles falsch macht und sich deshalb als Verlierer fühlt. Als ein neues Mädchen in die Klasse kommt, ist er nicht in der Lage sie anzusprechen, weil, so sagt sein advocatus diaboli Lucy, die Damen nur die Gewinner des Lebens schätzen. Also versucht er ständig irgendwelche beknackten Schulwettbewerbe zu gewinnen, an denen er scheitert. Als er unverhofft und unverdient doch noch zu Ruhm und Ehre gelangt, gibt er zu, dass es nicht sein Verdienst war, zieht traurig von dannen, nur um die erlösende Sympathiebekundung seiner Holden zu erhalten, die ihn ob seiner Ehrlichkeit und seines Mutes nun als Menschen wahrnimmt. Vorhang. Parallel erscheint Snoopy als WW1 Pilot, der die Hundedame seiner Wahl vor den bösen Deutschen im Allgemeinen und dem gesichtslosen Roten Baron im Besonderen, rettet.

Der Film ist nichts halbes und nichts ganzes. Schon allein die Optik fand ich merkwürdig. Man behielt die einfache Linienführung der Comics bei, hat den Figuren und ihrer Welt aber hochauflösende Texturen verpasst, was sich stilistisch widerspricht und ein wenig wirkt wie das Remake eines uralt-Spiels in höherer Auflösung. Außerdem wurde ein künstlicher stop-motion-Effekt durch die Verringerung der frames/sec erreicht, was nur selten so wirkt wie es soll und alles nur noch abgehackter erscheinen lässt. Heraus kam irgendwas zwischem unschönen CGI-Film und lieblosen pseudo-stop-motion-movie a la Wallace & Gromit, welcher mit unendlich viel mehr Liebe zum Detail gemacht wurde. On top of that gibt's manchmal so Bildflackern mit Sprechblasen, was wohl wie im Comic wirken soll, aber einfach irritiert. Die Kamera ist größtenteils statisch und alles in allem ergibt sich kein richtiger Bilderfluss, sondern nur eine Abfolge von Szenen. Zusammen mit der sehr spärlich eingesetzten Musik, welche für ein ungewöhnlich stilles Kinoerlebnis sorgt, könnte man denken, man läse einen Comic.

Erzählerisch meandert der Film so vor sich hin. Leider werden die Figuren nicht eingeführt, sondern deren Kenntnis vorausgesetzt, was bei Kinderpublikum vielleicht nicht die optimale Entscheidung war. Außerdem wartet man ständig darauf, dass etwas entscheidendes passiert. Charly Brown ist deprimiert, aber wohl nicht so richtig, weil er nur den Kopf hängen lässt und weiter vor sich hinmurmelt, Lucy ist die böse, aber nicht so richtig, das kleine rothaarige Mädchen ist völlig passiv -- irgendwie fühlt es sich nicht wie eine zusammenhängende Geschichte an, sondern wie eine Aneinanderreihung mauer Situationskomik, die man eben über sich ergehen lässt. Bin ich nur zu abgestumpft? Jedenfalls konnte ich dem Film auch keine "Magie", besonderen leisen Charme oder interessante Botschaften entnehmen. Ein Film, der nicht weh tut und der sicherlich seine Fans finden wird, mich aber nicht überzeigen konnte.

***Diese Nachricht wurde von a gentle breeze am 29.12.2015 23:02 bearbeitet.***
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