Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 26.12.2015 15:11 Uhr
Thema: Re:SW 7 SPOILERINO Antwort auf: Re:SW 7 SPOILERINO von Clubmaster
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>>Das wäre zumindest die Art von Figurenbogen, die Abrams gerne erzählt. Wie groß dessen Einfluss allerdings auf den Inhalt und die episodenüberspannenden Plots ist kann ich nicht beurteilen. Ich würde vom Gefühl her sagen "sehr gering". Andererseits findet der es glaube ich unglaublich geil, Geschichten anzufangen (mit dem Wissen, was mit den Figuren die er etabliert Jahre später noch passieren wird). Ich hab vorgestern nochmal den Piloten von LOST geguckt, das ist so unglaublich gut. Immer noch! Ein zehn Jahre alter Pilotfilm! Und die Art der Informationsökonomie; was er alles auslässt und wo er nur kurz antäuscht, den Vorhang hochzuziehen. Und an dem LOST-Piloten hat er mitgeschrieben, genauso wie an der Serienbibel.
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>Ich habe vor einiger Zeit mal was in F. Scott Fitzgeralds "The Last Tycoon" gelesen, das mir wirklich offenbahrungmäßig die Funktionsweise von Film klar macht


Ich würde an der Stelle (und im Kontext des Filmausschnitts) präzisieren: Von Kino. Das ist aber auch der Leap, den der Pilot von LOST wagt: "It's not TV". Natürlich im Nachhinein ein bißchen gelogen, aber nur ein bißchen.

>, Ich weiß nicht, ob das ein alter Hut ist in der Ausbildung von Drehbuchautoren/Regisseuren usw. aber das bringt es wirklich auf den Punkt.

Naja, was heißt "alter Hut", visuelles erzählen halt. In dem Clip wird auch ganz toll in Miniatur die völlig unterschiedliche Denkweise der Gewerke (und die schlußendliche Redundanz des Autors im Film) deutlich: Produzenten denken wie Regisseure in Bildern und den daraus entstehenden Emotionen, der Autor... nicht unbedingt. Deswegen hat man uns schon im ersten Semester eingetrichtert, das wir unsere eigenen Stoffe verfilmen sollen, was gleichzeitig implizierte das wir alle zu doof waren zum studieren, weil dann hätten sich mit solchen Ambitionen nur Idioten nicht um einen Regiestudienplatz beworben. Wenn letztenendes eh alle Autorenfilmer werden sollten, frag ich mich warum nicht wie in Ludwigsburg gemacht wurde, wo im Grundstudium ein Jahrgang unisono komplett das gleiche studiert und erst im Hauptstudium gewerkespezifische Lehre stattfindet. Was übrigens sehr, sehr klug ist.

Evtl. noch ein Relikt der auf Gewerketrennung durchaus bedachten DEFA-Philosophie. Is ja auch Wurscht.

Last Tycoon ist doch als Film schwer zu kriegen, oder? Muss mir den mal beschaffen. DeNiro ey... Was hat ihn bloß so ruiniert...

>Gibt eine kongeniale Version dieses Dialos mit de Niro in der Hauptrolle. Das ist genau was ein guter Filmemacher bringen muss. Nicht irgendwas bis ins Detail zu Ende erzählen, im Gegenteil. Das ist das Geheimnis des Kinos.gg

Ja. Aber auch das Verhalten und kleine Gesten usw. Schon sehr viel aussagen und erzählen können. Visuelles erzählen. Das, was auch die Scheißhausszene in Dreamcatcher so gut macht. Gibt natürlich unzählig viele bessere Beispiele. Der Anfang von Blue Velvet zum Beispiel oder die erste Szene, wo die Kinder E.T. begegnen.
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