Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 18.12.2015 03:26 Uhr
Thema: Re:Arkham Wunderland Antwort auf: Re:Arkham Wunderland von Sascha
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>Da kommt mir sofort das Hamburger Miniatur-Wunderland in den Sinn und das
>die eigentlich mal auch so eine Art von Welt machen sollte - sei's nur
>der Promo wegen. Aber vielleicht haben sie sowas auch - schon lange nichts
>mehr von denen im TV gesehen.


Ich war da mal. Das war eine der seltsamsten Sachen, für die ich je in meinem Leben über 20 Euro ausgegeben habe um sie zu sehen. Hatte was vom ersten Betreten eines Sexshops, einer Geisterbahn, einem Zoobesuch und einer fast irrwitzig elaborierten Mischung aus Installation und Performance, die eigentlich avandgardistisch wäre, wäre sie nicht so extrem deutsch.

Das Miniaturwunderland Hamburg ist eventuell die deutscheste Ausstellung, die es je gegeben hat. Das wird ja immer gern rumgeworfen, "Das ist jetzt aber schon sehr deutsch", aber hier trifft es zu. Ich kann es auch nicht genauer definieren, was ich damit meine. Einfach dieses Arrangement aus dieser Märkklin-Welt, dann die Leute die da rumlaufen, die Art wie man sich die Sachen anguckt (Oft sieht man gar nix, weil alle "Exponate" bzw. Dioramen von allen Seiten von den Leuten zugestellt sind, und es ein stilles einvernehmen darüber gibt, kindern nicht den Platz wegzunehmen) und die Tatsache, dass alle Exponate auf die ein oder andere Weise miteinander verbunden sind. Die Dioramen gehen sogar vertikal durch Treppenhäuser, und in einem Glaskasten sieht man die Leute in der Schaltzentrale, die ähnlich einer Schienenleitstelle der deutschen Bahn ein gigantisches Netz aus logischen Verknüpfungen und Schaltern überwachen und bei Bedarf Reparaturfutzis losschicken können um irgendwo was zu reparieren. Das, die leute im Glaskasten wie auch das reparieren im laufenden Betrieb, werden aber als Teil der Ausstellung impliziert und von den Besuchern irgendwie auch erwartet hatte ich das Gefühl, weil das Miniaturwunderland die Muskeln erst recht dadurch spielen lässt, indem es den Besucher möglichst oft hinter den Vorhang lugen lässt und auch mal die Drähte zeigt und durchschauen lässt, "wie was funktioniert". Das spricht dann den älteren, N24-Panzerdoku-guckenden Besucher (und es sind fast ausschließlich Männer, die Frauen halten meist nur die Kinder hoch damit die besser gucken können) an.

Und alles nur für so sinnfreien, nicht zu knapp kitschigen Kappes. Dreidimensionale Wimmelbilder, wo man aber nicht nach Waldo sucht, sondern verklemmt sexklamaukig poppende Paare in den Schaubildern erspähen kann. Es ist ein DJ-Bobo-Konzert nachgestellt, mit, wie eine Plakette anmerkt, "über 20.000 Besuchern". Ich hab sie nicht nachgezählt, ich habe aber das poppende Paar leicht links versetzt an dem Graswall schräg hinter der Bühne entdeckt. DJ Bobo ist übrigens ein ganz ganz großer Fan des Miniaturwunderlandes, wie das Minaturwunderland nicht müde wird, dem Besucher mitzuteilen.

Wie gesagt, es ist alles sehr deutsch.
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