Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 16.12.2015 23:23 Uhr
Thema: Fargo S02 Finale (SPOILER) Antwort auf: The Voice ist viel besser als DSDS! von Icheherntion
Ich fands gut! Nicht überragend, nicht orgasmisch, aber einfach gut und ich bin völlig okay damit, es so zu finden und nicht enttäuscht über einen Mangel an krassen Twists, Reveals oder worauf die Leute heute sonst noch so alles wütend insistieren. Ich nehme mal an, der ein oder andere hat zufälligerweise auch mal den Film gesehen, der der Serie als Vorlage dient (Nun, nicht alle, obviously: [http://www.maniac-forum.de/forum/pxmboard.php?mode=message&brdid=26&msgid=3479045], übrigens der beste Post in allen Internetforen aller Zeiten überhaupt). Dieser Film endete mit einem Happy End. Die erste Staffel endete mit einem Happy End. Die zweite Staffel endet mit einem Happy End. Und, ganz ehrlich? Ich find das schön. Es ist ein wunderschöner, harmonischer, gemütlicher Moment des kleinen Glücks nach einem Orkan aus Gewalt und Niedertracht, den die Personen, die ihn sich gegenseitig schenken, verdammt nochmal verdient haben.

Warum wird es nicht als toller Handlungsumschwung gewertet, dass Mama Solverson noch lebt? Das sie offensichtlich nicht mehr lange lebt, okay, aber lebt? Ihren Mann nochmal sehen, ein paar schöne Tage, Wochen, Monate mit ihm und Maggie verbringen kann und NICHT in einem aus melodramatischer Sicht sehr optimalen Moment verreckt, wie Leute mit Krebs das in Film und Fernsehen verdammt noch mal zu tun haben? Das emotionale Zentrum von "Fargo: Das Film" war äußerst explizit und "dinglich", das Ehebett von Marge Gunderson und ihrem langweiligen, aber grundguten Göttergatten, von den Cohens in Sepiaton, weichen warmen Farben und kerzenscheinähnliches Licht getaucht, eine kleine sichere Kuscheloase vor dem furchterregenden Chaos aus Schnee, Blut und Körperteilen der draußen vor dem Fenster tobt. Da gibt einem eine Fernsehserie einen Moment des Glücks und der Behaglichkeit, an dem sie sehr, sehr hart gearbeitet hat, um ihn sich zu verdienen - und die Prolls motzen, das zu wenig Muschis abgeknallt wurden oder was auch immer die Leute jetzt konkret underwhelmed hat. "Good night to you, Mrs. Solverson, and all the ships at sea." Ein schöner Schlussatz.

Oh, noch was: Auch wieder unterwältigend für die Freunde von Explosionen und klar ausformulierten "Wahrheiten" die kollosale karmische Pointe für den Schwatten, am Ende als pencil pusher in einem Kabuff zu enden nachdem er eine der krassesten feindlichen Übernahmen in der Geschichte der organisierten Kriminalität mit viel Schwein und viel Skill abgezogen hat wie ein 1200-PS-LKW mit Truck Nuts so groß wie Bowlingbällen, und als Belohung gibts jeden Donnerstag Golf mit den Kollegen und ein Fenster mit Ausblick auf die Autobahn. Die 70er sind vorbei, Söhnchen.
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