Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 16.12.2015 10:26 Uhr
Thema: The Ridiculous Six Antwort auf: Scharfe Filme: HD-Empfehlungen für Genre-Fans! von Don Cosmo
Heyyyyyyyyyyyyyyy.

Naja, anstelle das wir hier erörtern, warum ich mir sowas überhaupt angucke (Im weitesten Sinne, um Norm MacDonalds sagenhafte, schillernde Kinokarriere moralisch zu supporten - und ja, mir ist klar, dass der Film die neumodischste Form von "Direct-to-video" ist, die die Branche derzeit zu bieten hat, Liebe muss keinen Sinn ergeben!) schreiten wir lieber schnell zur Tat: Der Film ist nicht besonders gut, ich würde sogar wagen so weit zu gehen, ihn ganz großen Scheißdreck zu schimpfen, auch auf die Gefahr hin, mich bei den vielen leidenschaftlichen Adam-Sandler-Fans weltweit unbeliebt zu machen (Hahahaha).

Das Problem an der Sache ist nur, wer will zum xten mal hören, wie wenig Mühe sich Adam Sandler gibt, wie doof Adam Sandler ist, was für ne allgemein traurige Figur er abgibt etc. Niemand. Jeder weiß das.

In "The Ridiculous Six" geht es um Adam Sandler, den jüdischsten Indianer in der Geschichte der Ureinwohner Nordamerikas. Abgesehen von der Tatsache, dass Sandler wirklich frappierend aussieht wie Dustin Hofmann (Und damit in keinster Weise wie die native american Nebendarsteller, die nicht während der Dreharbeiten vom Set geflohen sind weil sie immer noch zu viel Stolz haben um in so ner Scheiße mitzuwirken [http://www.dailymail.co.uk/news/article-3167114/Adam-Sandler-says-wasn-t-trying-offend-Native-Americans-new-movie-despite-video-footage-revealing-unhappy-extras-quit-racist-jokes.html]) ist Sandler natürlich ein totaler Badass. Man könnte sehr viel darüber schreiben dass Sandler sich in seinen eigenen Filmen immer als den krassesten Checker überhaupt castet, aber da würden seine Milliarden an Fans einwenden "Aber er castet sich selbst auch manchmal als Mongo!" Ja, aber seit den späten 90ern eigentlich nicht mehr. Mittlerweile hat Mr. Sandler Sklaven, die die Mongos für ihn spielen, doch dazu später mehr.

Adam Sandler ist also sozusagen Indianer und verliebt in diese Indianerfrau, aber dann kommt sein Vater, ein weißer Mann (Nick Motherfucking Nolte in einem, frei nach Rudi Völler, "nochmal tieferen Tiefpunkt"), und schließt Freundschaft mit Adam Sandler, kurz bevor er von Banditen verschleppt wird. Wie sich rausstellt ist Sandlers Vater ein ziemlicher Schürzenjäger gewesen und hat mit seiner Samenkanone eine illustre Auswahl an Söhnen gezeugt, die Sandler auf der Suche nach dem Lösegeld für seinen Vater praktischerweise alle trifft. Da ist Sandlers Halbbruder (Im Kontext des Films und im metaphysischen Sinne "IRL") Rob Schneider, der natürlich einen Mexikaner spielt und dessen Superkraft es ist, einen Esel zu besitzen der zu günstigen Momenten darauf verzichtet, seine explosive Diarrhoe zurückzuhalten. Der Esel wird in Minute 26 das erste mal gezeigt, und in Minute 32, pünktlich wie die Maurer, hat der Esel bereits Sex mit einem Menschen. This is a Happy Madison production, after all.
Der dritte Halbbruder, gespielt von Taylor "Ich bin sehr schlecht im Bereich Schauspiel" Lautner (Bei dem es mich ernsthaft wundern würde, wenn er mit diesem Film NICHT seine Karriere komplett ruiniert hat), ist stark geistig zurückgeblieben, um nicht zu sagen, erm, behindert. Er ist derjenige, der mit dem Esel in sexuellen Kontakt treten wird, nur wenige Minuten nachdem wir ihn kennenlernen. Auch damit wäre zu seiner Figur alles gesagt. Die anderen Brüder sind Terry Crews (Der superlustige Gag: Er geht davon aus, dass keiner sieht, dass er halb schwarz ist, weil sein Vater ja weiß war. Er wird gespielt von Terry Crews. Terry Crews ist vieles, vor allem aber ist er ein Vollprofi, der sich zumindest nicht anmerken lässt, wenn er mehr oder weniger entwürdigt wird), Luke Wilson (Keine Charaktereigenschaften, aber zusammen mit Terry Crews der einzige Schauspieler in dem Film der einem das Gefühl gibt, sich sowohl ein Mindestmaß an Mühe zu geben als auch zumindest ein klein wenig Spaß an seiner Arbeit zu finden) und, und das machte mich ehrlich traurig und betroffen, Jorge Garcia (aka Hurley aus LOST) als eine Art "feral sub-human", so ein tierähnlicher Untermensch, der nur durch gutturale Laute kommuniziert und dessen Job in erster Linie darin besteht, fett, behaart und ekelhaft zu sein.  

Mit diesen fünf Halbbrüdern raubt Sandler die Besitztümer von Fießlingen, um an die 50.000 Dollar zu kommen die er braucht um den gemeinsamen Vater freizukaufen, der sich natürlich am Ende, TWIST, als falsche Schlange herausstellt und seine Söhne verrät, die aber vorher sehr vorhersehbar mit ihren Rivalen freundschaft geschlossen haben und den Vater dann im Showdown besiegen.

Man kann sicher viel über den Film sagen und die üblichen Generalabrechnungen mit Monsieur Sandlèr in den Orkus tackern. Am bemerkenswertesten fand ich persönlich aber die vollkommene Abwesenheit von Humor in einem Großteil dieses mit fast 120 Minuten obszön überlangen Filmwerks. Es ist eine Sache, einfach schlechte Gags zu bringen die nicht funktionieren; es ist eine völlig andere Sache, einfach über weite Strecken gar keine Gags zu bringen.

Der Film fängt an mit einem Schild, welches man selten in Western sieht (Weil es zu rassistisch ist): "NO INJUNS ALLOWED". Dann folgt Sandler, wie er, die Rassen transzendierend wie es nunmal seine Art ist, oy vey, wie er in dem Laden, an dem dieses Schild angebracht ist, einkauft. Dann macht er eine Bande Gangster fertig, die seine warum auch immer in stark gebrochenem Englisch redende Rothaut-Braut bedrohen. Dann folgen fast 20 Minuten gagfreie und stark dialoglastige Exposition, in der Sandlers Filmvater alles drei mal erklärt, Sandler alles drei mal erklärt und die Indianerfrauen wie sich herausstellt ALLE in gebrochenem Englisch miteinander reden. WTF. Dignity, always dignity.

Dann kommt kurz Rob Schneider und dessen Esel, der Chris Parnell mit einer Fontäne aus Stuhl an eine Hauswand scheißt, und dann kommt Taylor Lautner und lässt sich vom Esel den Pimmel lutschen. Und dann kommt wieder fast 30 Minuten nichtmal der Versuch eines Gags. Das ist wirklich krass.

Es gibt natürlich Szenen, wo Steve Buscemi bspw. einen Quacksalber/Barbier spielt, der mit einem Topf mit weißer Penatencreme unter anderem das halbverwesende Geschlechtsteil von Hurley einreibt, das Poloch des Esels und die Zahn-OP-Wunde von Taylor Lautner, alles mit demselben eingecremten Finger, nur um sich am Ende selber die Lippen damit einzucremen. Dignity - always dignity.

Es gibt dann tatsächlich einen (!) recht gelungenen Gag, und zwar wird ein von Harvey "kein scheiß jetzt, seriously, es ist allen ernstes Harvey Keitel" Keitel gespielten Fießling durch die Hände Rob Schneiders mit einer Schaufel geköpft, nur um dann kopflos torkelnd mit seinem Restkörper und im festen Griff der einsetzenden Leichenstarre mit zwei Revolvern wild in der Gegend herumballert. Ähnlich wie bei der einzigen anderen Szene im Film, bei der ich lachen musste (Chris Parnell plus Kotfontäne) erfolgt der comic relief in erster Linie schlicht weil er ein comic relief ist, ein völlig unerwarteter humoristischer Einschub der ungeachtet von seiner individuellen Qualität zumindest derart irritiert, das man reflexhaft lachen muss. Ich möchte nur doppelt und dreifach unterstreichen, dass die einzigen zwei Lacher, die der Film aus mir rausgekitzelt hat, mehr mit den psychologischen Mechanismen des Stockholm-Syndroms zu tun hat als mit wirklich erfolgreicher humoristischer Arbeit. Alles andere, was der Film aus seiner Perspektive heraus für Gags hält, ist entweder furchterregend (Steve Buscemis Niveacreme-Orgien) oder selbst nach den sehr laxen Standards, die man an Happy-Madison-Streifen anlegt nicht wirklich klar als Humor zu erkennen.

Beispiel: An einem Punkt muss Rob Schneider undercover bei einem high stakes Pokerspiel mitmachen, zu dem neben Jon Lovitz (Weil NATÜRLICH Jon Lovitz) als Gastgeber auch General Custer, Wyatt Earp und Mark Twain eingeladen sind. Ich mach mir mal dieselbe Mühe wie der Drehbuchautor von The Ridiculous Six und gucke nicht bei Wikipedia nach, wann diese Personen eigentlich gelebt haben und ob sie sich überhaupt vom Lebensalter her persönlich getroffen haben könnten und mutmaße einfach mal, das nicht.

Jedenfalls wird Mark Twain von Vanilla Ice ("Ice Ice Baby") gespielt. Wahrscheinlich soll das bei Filmkritikern und Hochkulturpupern für Entsetzen sorgen. Adam Sandler so "YO! Hey YO ihr hochnäsigen Futzis mit euren 'Büchern' und euren 'moralischen Werten'! Ich bin so ein krasser Rebell, so ein Regelbrecher und so ein gewitzter Frechdachs, ich lass einfach mal DEN großen amerikanischen Autor von so ner 90er-Jahre-Kinderrap-Flitzpiepe spielen, da regt ihr euch BÖSCHTÜMMT richtig doll auf, oder? Oder? Pretty please?" Es ist so durchschaubar. Was wirklich verstört an dem "Gag", den Sandler und Konsorten DEFINITIV megaclever und subversiv fanden, ist aber Vanilla Ices "old age"-Makeup in zusammenspiel mit seiner fast zwei Meter großen, muskulösen Statur. Vanilla Ice sieht aus wie jemand, mit dem man in der Geisterbahn kleine Kinder erschrecken kann, dann wie etwas, das man mit Sekundenkleber eingeschmiert mit verbundenen Augen in einen Kostümbedarfsladen geschubst hat , dann wie Vanilla Ice mit Colonel Sanders-Klamotten und dann, mit viel Phantasie und zusammengekniffenen Augen, wie Mark Twain. Und das ist der ganze Gag. Es kommt danach nichts mehr, es wird nicht auf dieser Grundlage elaboriert, es ist Vanilla Ice, der extrem schlecht als Mark Twain verkleidet wurde, Punkt, Ende.

Ich würde an dieser Stelle gern etwas über den Auftritt von Norm MacDonald schreiben, wie er den Film eigenhändig davor bewahrte, ein fast Selbstmordgedanken provozierendes Fanal der Ödnis und menschlichen Unkreativität zu werden, aber wie immer in Happy-Madison-Filmen gibt es nur 0,6 Sekunden sehr verkleideten Norm. Blink, and you miss it. Ich würde gerne sagen "Es ist wirklich gar nichts gut an diesem Film", aber das wäre gelogen: Wo alle anderen Gewerke versagen und es nichts zu gewinnen gibt; wo das Spiel eigentlich schon vor dem Anpfiff entschieden ist und es nur noch darum geht, wie hoch zweistellig die Niederlage wird; selbst in diesem Ozean aus Traurigkeit, Lustlosigkeit und filmwirtschaftlichem Söldnertum sind aufrechte, tapfere und fleißige Set-Designer hingegangen und haben gesagt: NEIN. SO NICHT. THIS IS NOT HOW THIS ENDS. Kostümbildner sind morgens aufgestanden und haben, ihr Spiegelbild wild entschlossend anblickend zu sich selbst gesagt "DAS MAG EIN VERDAMMTER ADAM-SANDLER-FILM SEIN, IN DEM AMERIKANISCHE UREINWOHNER IN IHRER EHRE BELEIDIGT WERDEN, ABER WENN SICH SCHON SONST KEINER MÜHE GIBT: ICH SCHON!"
Die Location Scouts haben sich morgens in ihr Auto gesetzt, pflichtbewusst mit ner Palette Trinkwasser im Gepäck, und locations gescoutet wie eine Maschine, die auf Erfolg und maximal gute Ergebnisse programmiert wurde. Der Film sieht fast ekelerregend gut und hochwertig aus für den Mummenschanz, der in ihm aufgeführt wird. Es gibt so einige Gewerke, die sich nach diesem Film nicht nur ordentlich was schämen, sondern wirklich in sich gehen und sich selbst fragen sollten, ob die Filmbranche wirklich karrieretechnisch die richtige oder zumindest eine zukunftsträchtige Entscheidung für sie ist, aber das sind gewiss nicht die Szenografen, die Maske oder die Second Unit. Das sind Leute wie Taylor Lautner, der entweder gar keinen Agent (mehr) hat oder wie Harvey Keitel aus Kostengründen darauf verzichet und einfach in allem mitspielt, was morgens so mit der Post reinkommt. Das wäre Adam Sandler, der den gesamten Film über so aussieht als würde ihm sein Beruf als Schauspieler und Komiker sichtbar physisches Unwohlsein bescheren. Nach einer Viertelstunde hab ich zu Alex gesagt "Adam Sandler muss einfach mal zehn Jahre Urlaub machen. Der hat genug Geld, aber es sieht echt nicht nur auf den ersten Blick so aus, als würde er nicht nur seinen Job, sondern auch sein Leben generell hassen." Das ist keine Übertreibung. Das Unbehagen und Unwohlsein, dass Sandler in "The Ridiculous Six" an den Tag legt erinnert an Whoopy Goldberg in "T-Rex", einen Film, gegen dessen Produktion sie klagte, während die Produktion bereits lief und zu dem sie buchstäblich gerichtlich gezwungen wurde mitzuspielen (Was auch dort in jeder Szene sichtbar ist). Aber Adam Sandler macht in Ridiculous Six nicht mit, weil er dazu gezwungen wurde, im Gegenteil. Er muss auch nicht als übergewichtiger Mensch in einen hautengen Ledercatsuit gepellt werden, sondern sehr bequem aussehende, locker-luftig sitzende Wildwest-Funktionskleidung tragen.

"The Ridiculous Six" ist der erste von sechs (!) Filmen, deren Produktion Sandler mit Netflix vertraglich vereinbart hat. Spätestens ab dem dritten Film hoffe ich, das irgendwas in Sandler drinnen endlich durchbricht oder reißt und er komplett entgrenzte Irrsinnswerke des Wahnsinns dreht. 90 Minuten lang er selber wie er in einer Gefängnisdusche Weinkrämpfe bekommt und aus einem Zehn-Liter-Kanister Milch trinkt und zyklisch wieder erbricht, während Norm MacDonald in einem Ballkleid deutsche Weihnachtslieder singt. Entweder passiert das, oder sie machen einen "Weekend at Bernies" und lassen den schlafenden Sandler einfach von seinen Nebendarstellern in jeder Szene im Arm halten oder gegen ne Wand lehnen und vertonen das ganze in der Postproduction neu, um die Schnarcher rauszuschneiden. Ich weiß es nicht. Wir leben, im Guten wie im Schlechten, in einem neuen Zeitalter, und mein Klick auf diesen Film trug sein kleines bißchen dazu bei, dass das so weitergehen wird.
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