Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 02.12.2015 16:07 Uhr
Thema: Re:Todesgeisterboote an Japans Küste Antwort auf: Re:Todesgeisterboote an Japans Küste von Icheherntion
>>Nordkorea ist groß
>
>Das hat mich gerade etwas stutzig gemacht. Dabei habe ich eine tolle Seite gefunden:
>[https://mapfight.appspot.com/de-vs-kp/germany-north-korea-size-comparison]
>
>Also groß wäre anders! Aber bei den Zuständen dort ist natürlich auch ein Land der Größe der DDR schon zu groß, um es zu kontrollieren.


Es gibt so gut wie keinen Auto- oder Zugverkehr. Die meisten Leute müssen alles, was sie machen wollen, zu fuß oder mit dem Fahrrad machen (Ausserhalb von Pjöngjang, das zwar afaik eine Ubahn hat, aber auch nicht konstant 24 Stunden am Stück elektrizität). Auf dem Papier weiß jeder sofort "Ja, in ner Diktatur tanzen alle nach deiner Pfeife!", das ignoriert aber, wie schwer es ist, eine Diktatur am laufen zu halten wenn du nichtmal Benzin hast. Und da kannst du höchstens durch institutionelle Verarmung und Bildungsvorenthalt was reißen. Die Landbevölkerung dürfte weitestgehend sich selbst überlassen sein; wirklich wehren und aufbegehren könnten die mangels Waffen und eben mangels Fahrzeugen und KRaftstoff überhaupt nicht, bleibt also nur Überleben. Die meisten Soldaten da dürften nix anderes machen als Eigenbedarfslandwirtschaft, weil die sonst tot umkippen würden.

Selbst deren turnusmäßigen Events dürften sich selbst sauer vom Munde abgespart sein und Monate kollektiven Entbehrens vorausgehen. Nichtsdestotrotz sind das sehr stolze und keineswegs doofe Leute, die aber auch unter einem spezifischen kulturellen Joch gehalten werden (Die Idee des "Koreanertums" wäre hier von zentraler Bedeutung, da Nordkorea natürlich für sich beansprucht, die Wiege der koreanischen Kultur zu sein und die Südkoreaner komplett einen an der Waffel haben und auf Sitten und Traditionen scheißen). Das ist für das psychologische Verständnis der Lage hilfreicher als einfach zu sagen "Ja, die haben halt auch nen Hitler, nur eben mit Schlitzaugen". Ich denke, die wenigsten glauben ernsthaft an eine völkische Überlegenheit oder so, dafür haben die zu viel Shit gesehen und evtl. selber mit veranstaltet. Aber aus kultureller Sicht hat man da ganz genaue Vorstellungen, wie Dinge abzulaufen haben, und die überschneiden sich entweder sehr convenient mit der Linie der Regierung oder wurden eben entsprechend "retconned".

>Dann fragt man sich aber auch wieder, wieso dann so wenige von dort abhauen.

Was dann? Das ist ne legitime Frage. In dem Fall dürften die Flüchtenden nicht über das Schicksal derer bescheid wissen, die bereits geflohen sind, aber wie stellt man sich die Welt ausserhalb eines Landes vor, in dem dir ständig erzählt wird, dass überall um dich rum richtig fiese Dreckschweine nur darauf warten, dich zu köpfen und deinen Kopf als Klo zu benutzen.
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