Don Cosmo  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 05.05.2015 07:53 Uhr
Thema: Snowpiercer (BR) Antwort auf: Scharfe Filme: HD-Empfehlungen für Genre-Fans! von Don Cosmo
So, gestern geguckt und zwischenzeitlich nach dem Kater geguckt, wie praktisch.

Worum geht es? Um die Klimaerwärmung zu stoppen, macht man das falsche und es wird ziemlich zapfig auf der Erde. Recht schnell sterben alle bis auf einen kleinen Rest, der in einem perfekt designtem Zug um die Erde fährt. Eine Rundreise dauert genau ein Jahr, halleluja. Auf dem Zug befindet sich also die gesamte Menschheit und die Nähe zur Lok ist gleichzusetzen mit dem gesellschaftlichem Rang, also hinten die Loser, vorne die Winner, Lokführer nahezu das fliegende Spaghettimonster.

Bei dem Film ist es insofern essentiell, daß man die Handlung nicht wortwörtlich als real hinnimmt, der Zug mit der Eternal Engine, die Menschheit, die über Jahre in ihren "Kasten" (ha, wie doppeldeutig!) bleibt, das sind alles nur Parabeln auf die wirkliche Welt. Ganz ist es mir auch nicht gelungen, weil man sich halt schon fragt, wo all die Leute aus der First-Class eigentlich schlafen, wohnen, kacken und so? Man sieht Friseur-Stuben, Schneider, Bars, aber alles nur, um zu zeigen, wo auf der Gesellschaftsleiter die Leute stehen, aber nicht, wo sie leben.

Schaut man sich den Film also nun an, um zu verstehen, welche Gesellschaftskritik der Director an der Welt hat, so tun sich doch einige interessante Aspekte auf, etwa die Fütterung der Loser mit den Proteinriegeln aus Insekten, wo Fenster vorhanden sind und wo nicht, auch das Spiel der Farben ist sehr gewollt und passend zu den Szenen, der Handlung und Entwicklung. Manche Bilder oder deren Symbolik haben sich mir auch nicht erschlossen, etwa dieser nahezu unkaputtbare Typ, der nachher wieder aufsteht?

Also, nüchtern betrachtet und als reiner Actionfilm wird man sicherlich sehr irritiert sein, Bildsprache ist aber sehr gewaltig, mit dem Fokus wird wirklich sinnvoll gearbeitet, Actionszenen sind mit Detail, Liebe und Witz, vor allem aber auch für den Zuschauer nachvollziehbar gestaltet. In diesen Aspekten gefällt er mir auch toll, aber dennoch kann ich nicht über meinen Schatten springen und muss sagen: "Das funktioniert so aber nicht!" Wäre das Szenario etwas realistischer, wäre ich richtig angetan, so gibt es bei mir eine zu große Kluft zwischen der transportierten Nachricht und dem Szenario. Es muss und soll wohl so sein, damit auch noch der Dümmste versteht, daß es nur symbolisch sein soll, mit dem Zug, der auf das Ende zurast und doch allen Unwahrscheinlichkeiten zum Trotz auf der Spur bleibt, das ist mir dann aber in so einem Film doch zu kompakt zusammengepresst. In einem Buch würde das sicherlich anders wirken!?

Naja, ich denke, man sollte ihn gesehen haben, aber vorher wissen, wie man ihn sehen muss? Evtl. schaue ich ihn mir demnächst noch mal an und achte noch mehr auf Farben, Fokus und Charaktere...

Nachtrag: Die BR hat zwar englischen Ton, aber keine englischen Untertitel, nur zwei deutsche. Die habe ich dann natürlich deaktiviert und dann eine Weile auch nicht mitgekriegt, was der Japaner gesagt hat, weil er nur japanisch sprach. Dachte die meiste Zeit, es wäre ein Stilmittel, weil er ja ab und zu in seinen Discman gesprochen hatte, dann verstand ihn Curtis wohl und umgekehrt. Am Ende hab ich dann gerafft, daß die einen Untertitel wohl nur für diese Szenen da sind. Als Ausstattung ist das aber superbescheiden, vor allem dann, wenn die bei einem Trailer (das mit dem irischen Priester, der erschossen werden soll), zu Beginn noch eine Texttafel einblenden, daß das später alles toll synchronisiert wird.
Apropos, spricht der Japaner in der synchronisierten Fassung dann japanisch oder deutsch? Führt wohl kein Weg um eine zweite Sichtung herum, dann eben auf deutsch.

cheers
DON

***Diese Nachricht wurde von Don Cosmo am 05.05.2015 08:31 bearbeitet.***
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