Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 12.02.2015 13:27 Uhr
Thema: Better Call Saul Antwort auf: TVTV! Wetten, dass?! war einmal und Nonstop-TAHHM! von Sascha
Objektiv bewerten kann ich das nicht wirklich gut. Ich fands natürlich klasse, aber wenn ich jetzt aus der Sicht von jemandem, der nie Breaking Bad geguckt hat betrachte, und dann vor allem mit dem Anfang von Breaking Bad vergleiche, der mal einer der besten, rasantesten und atemlosesten Einstiege in seriell erzählte FIction überhaupt ist... najoa, da fällt halt einiges eher hinten ab.

Natürlich ist es schwer, das Cold Open und dessen Auflösung aus dem BrBa-Piloten an rasanz und atemlosigkeit zu überbieten, die Show versucht es auch gar nicht. Stattdessen war der Thrill subtiler und eigentlich exklusiv den Leuten vorbehalten, die die gesamte "Mutterserie" geschaut haben. Die Irritation am Anfang (Hä? Cinnabon? Das ist doch ne moderne... oh, wait...), die bestätigung über den Flatscreen (An anderer Stelle im Saul-Piloten wird ebenfalls ein Fernseher sowohl als visuelle Orientierung der Ära als auch als prominent platziertes Inszenierungsmittel benutzt) dass wir uns in dem Schwarzweiß-Abschnitt in der Gegenwart befinden... die Unsicherheit, ob da noch mehr kommt von der Schwarzweiß-Welt, oder ob das ein Zückerchen war für die Fans... so many feelings, man!

Stattdessen baut BCS das relativ mondäne Miserium seiner Hauptfigur recht konventionell auf, mit diesen plakativen, aber sehr effektiven Handgriffen, wie das Saul sich vor den Verhandlungen immer selbst hochjazzt. Unterstrichen durch die Kameraführung, die wie schon in der Vorgängerserie schlicht brilliant ist. Perfekte Kadrierung und Komposition, Shots in denen die Figur inszeniert wird während sie sich vom Szenenhintergrund in den -vordergrund bewegt und an einer visuell perfekten position schlußendlich verharrt, Details wie der Fernseher in der Gerichtssaalszene, der so zu der Geschworenenbank hingedreht wird, dass das Publikum im Gerichtssaal von den Plätzen aufspringt und sich im Hintergrund so an der Wand versammelt, dass sie auch was sehen können (Ich möchte fast sagen Kudos an Gilligan und Co. die schlußendlich verhandelte Straftat NOCH abartiger zu machen als ich sofort gemutmaßt hatte), das ist schon die ganz hohe Kunst der tiefen Schläge.

Da verzeiht man auch gerne die weniger subtillen Handgriffe ("Brotstangen = Beine brechen" bspw.).

Trotzdem fällt es mir schwer bzw. ist wahrscheinlich gar nicht möglich für mich zu beurteilen, wie die Show auf jemanden wirkt, der nie BrBa gesehen hat. Es gibt auch für mich einige Figuren, die ich SEHR mittel finde, wie Goodmans Vater(?)/väterlichen Freund der den Aluhut-Lifestyle sehr stark verinnerlicht hat und aus dem man zwar gar nicht schlau werden soll wenn ich das richtig gesehen hab, aber aus dem ich persönlich auch nur bedingt schlau werden will.

Aber cool, dass er bspw. in dem Nagelstudio wohnt, dass er nachher zu seiner eigenen Geldwäscheanlage macht.

Wie gesagt, schwer vorzustellen, dass jemand, der BrBa nicht gesehen hat, dasselbe Vergnügen aus der Show zieht wie bspw. ich jetzt. Andererseits hat so ziemlich JEDER BrBa gesehen.

Zumindest ist die zweite Staffel bereits geordert, und ich kann mir SEHR gut vorstellen, dass das hier noch epischst liefern wird, die ersten beiden Folgen fand ich gut bis sehr gut.
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