Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 04.02.2015 12:37 Uhr
Thema: Drei Sachen, die ich von The Hurt Locker gerlernt habe Antwort auf: Scharfe Filme: HD-Empfehlungen für Genre-Fans! von Don Cosmo
1. Krieg ist voll doof.

2. Der offizielle Getränkelieferant von PMCs ist Capri-Sonne.

3. Perser lieben Mobiltelefone und Böller.

Mmmmm... war mir schon bekannt.

3. Jeremy Renner könnte eventuell sogar eine Rigipswand gut spielen; gebt dem einfach kein Drehbuch mehr sondern nur noch Cue Cards mit Emojis, die er interpretieren soll. Nisch schlescht.

Mal ernsthaft: Der Film ist zu spannend, damit die Monotonie wie Montonie rüberkommt, und zu plotlos, um den Zuschauer wirklich mitzureißen. Klingt paradox, aber der Film strapaziert sogar das gute alte "Krieg darf nicht schön aussehen, deswegen gibt es keine Antikriegsfilme"-Paradoxon, indem es selbst desolateste Schauplätze noch wenn nicht direkt ungebrochen schön, dann doch faszinierend plastisch in ihrer Desolation inszeniert. Der Film kann sich nicht entscheiden, ob er den Soldatenalltag als langweilig und monoton oder als permanent nervenaufreibend beschreiben will. Es wäre okay und verkraftbar, wenn der film hier ambivalent sein wollen würde, aber er ist viel zu aufgeregt und übermotiviert, den zuschauer ja nicht zu langweilen - und das mit etwas, das eigentlich ein weitestgehend plotloses drei-mann-kammerspiel ist, wenn schon nicht im inszenierten raum, dann durch den Kontext des Filmschnitts (Man wechselt nur zwischen den drei protagonisten, andere figuren scheinen bis auf wenige ausnahmen gar nicht wirklich zu existieren). Ein komischer film, aber auch interessant, weil ich den Plotverzicht tatsächlich sehr elegant finde. Dieser Eleganz trägt der Film an sich in seiner Fabula aber nicht rechnung, da er monotonie nur mit dem mittel ständiger und nicht abnehmender spannung erreicht (Dadurch, dass die Vignetten so gut wie nicht mit Plot verknüpft sind, sondern nur wahllos wie ein schlampig geführtes Kriegstagebuch präsentiert werden, wird es uns erschwert, die klassischen Story-Beats eines Kriegsfilms zu antizipieren, denen sich der film aber dennoch verpflichtet fühlt, um konventionell genug zu sein damit das Publikum nicht abgenervt ist - siehe bspw. der Anfang oder der Subplot mit dem Kind). Aber alles ist im Endeffekt nur angedeutet, wird fallengelassen und nicht weiterverfolgt. Antiklimax. Was ja symbolisch als Coda für einen Film über einen Bombenentschärfer nicht gerade unsmart ist, muss ich echt sagen. Aber kriegt das doch bitte in ner halben stunde weniger hin. Das krasse ist, ich könnte gar nicht sagen, was ich aus dem Film rausnehmen würde, weil jede Szene für sich genommen spannend ist, und weil der Film wie gesagt diese menge an permanent spannenden szenen braucht, um dieses erschöpfungsgefühl fast physisch in den Zuschauer reinzuhämmern, nichtsdestotrotz - die grundlegende erzählerische Idee war wie gesagt erheblich eleganter als das filmemacherische Resultat.

Wer zwölfjährigen einen Film zeigen will, den sie sowohl im Garten oder auf dem Spielplatz nachspielen können, der sie aber auch daran erinnert, dass Krieg ganz ganz ganz ganz blöd ist, der... hm. Ich denke nicht, dass ich hier an die erzieherischen Qualitäten solcherlei Personen appellieren sollte. Aber diese Leute können ruhig "The Hurt Locker" beim nächsten Kommunionsunterricht zeigen, man kann nie früh genug lernen wie geil der Muselmann mit seinen dunklen, wieseligen Augen darauf ist, einen mit improvisierten Bomben zu pulled pork zu verarbeiten!

***Diese Nachricht wurde von Felix Deutschland am 04.02.2015 12:53 bearbeitet.***
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