Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 10.01.2015 21:57 Uhr
Thema: I bestoweth upon thy a golden chalice of glory! Antwort auf: Mireille Matthieu von Felix Deutschland
Andrea Borg. Jeder kriegt da ja diesen güldenen Ziegel der wohlwollenden Anerkennung, sie jetzt auch. Beatrice Egli hat Silbereisen nach ihrem Auftritt die Haare geschnitten (also zwei mal eine Schere kurz in unmittelbarer Nähe seiner Haare bewegt), aber, die Zeit, Beatrice, du weißt... sie drängt.

Borg singt wieder von der Liebe als "verkommenes Gefühl", wieder dräuen sich mir da sehr unappetitliche Assoziationen zu Spielarten der Liebe, die gesetzlich unter Strafe stehen. Ein "verkommenes Gefühl", um Gottes Willen (Um es mit Mireille Matthieu zu sagen). Wie diese wunderschöne Sache noch so getreten wird, wenn sie am Boden liegt. Wieder geht es bei Andrea Berg ohne Umschweife von Bildern, wie Minderjährige einem Pferd einen blasen zu armen Kindern mit Blutkrebs, denen sie noch auf den letzten Drücker zu einem Knochenmarkspender verhelfen will. Dude naw. Babys mit Blutkrebs. "Er strahlt so viel Hoffnung aus!" JA WEIL ER NICHT RAFFT DAS ER KREPIERT! ER IST FUCKING 15 MONATE ALT VERDAMMT NOCH MAL! Publikum auch mit dem untrügerischen "Well thank god THAT'S over..." Blick beim Applaus für das süße, sterbende Baby, dieses verkommene Gefühl. Jetzt noch ein Lied, sie redet von sich mittlerweile auch in der dritten Person, immer ein Indiz für Bodenständigkeit. Kevin Bacon ohne seine dritten Zähne an der akustikgitarre, CLASSIC POE!

(Sorry, kleiner "The Following"-Joke, den keiner versteht, kann nicht anders)

Aaaah, "Die kleine Kneipe in unserer Straße", das mag ich eigentlich ganz gerne. Aber ihre Version verlässt sich zu sehr darauf dass das Publikum mitsingt, was es aber nicht wirklich tut. Tough crowd tonight! Was hatte das Lied jetzt mit dem sterbenden Baby zu tun? Oh, und nochmal "Über den Wolken" von Reinhard Mey (May?), wieder sieht das Publikum nicht ganz ein, da wie selbstverständlich aus voller Brust den Refrain mitzusingen für dieses wirklich sehr lustlose Muzac-mäßige Cover, komplett mit Bongos und einem Styler mit Beanie, der auf einem leeren Umzugskarton trommelt. Als finale Geschmacklosigkeit an das Berliner Publikum "Marmor Stein und Eisen Bricht" von Drafi Deutscher, während eine aufgeblasene Nachbildung eines Rosinenbombers, gelenkt von einer Drohne und mit "ANDREA BERG"-Banner am Heck flatternd seine Runden über das Publikum dreht. DIESMAL geht das Publikum aber recht gut mit, es wird sich massenhaft vom Platz erhoben. Der Styler mit seinem Karton macht sogar ein richtig verkniffenes gesicht beim bollern auf seinen Karton, als Borg am Schluss nochmal zu "Vollgas" aufruft. Das Publikum fordert absurderweise Zugabe, gibt's auch: Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben. Die Version von Ross Anthony, muss ich jetzt ehrlich sagen: Die war besser.

Geh bitte, Andrea. Geh endlich.
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