a gentle breeze  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 14.12.2014 13:48 Uhr
Thema: Her und Skandinavisches Antwort auf: Die DVD ist zwar tot - trotzdem Neue hier rein von Knut
Her: Theodore arbeitet als Autor persönlicher Briefe, die in der nahen Zukunft eine Seltenheit geworden sind. Während er sein Geld also damit verdient, wildfremden Auftraggebern zu privatem Glück zu verhelfen, fühlt sich Theodore nach der Scheidung von seiner Frau Catherine selbst allein und einsam. Beeindruckt von einer Werbung kauft er sich ein neues Betriebssystem, das mit einer artifiziellen Intelligenz ausgestattet ist und ihn von nun an auf allen seinen Geräten begleitet. Durch "Samanthas" humorvolle und einfühlsame Art beginnt der deprimierte Mann, langsam wieder Freude zu empfinden – und sich in das Programm zu verlieben…


Ein empfindsamer und allein gelassener Mann verliebt sich in seinen Computer - ein Thema, das uns alle angeht. Was mich freute, war der respektvolle Umgang mit dem Thema, bei dem der Protagonist zu einem kreativen, technophilen Großstädter gemacht wurde, statt ihn in den Keller seiner Eltern auf dem Land zu stecken. Im Grunde hört man hier zwei Stunden Joaquin Phoenix zu, wie er mit einer Unsichtbaren spricht (selbst von einer Cortana-like-Visualisierung sah man ab), was natürlich für das Medium ein wenig problematisch ist, da man nur die Gestik und Mimik einer Seite kennt.

Dafür hat der Film optisch einiges zu bieten: Er ist toll fotographiert und bietet eine subtile, zukünftige Welt, die sehr glaubhaft vermittelt wird und die es so vielleicht wirklich in wenigen Jahrzehnten geben könnte. Fliegende Autos, etc. hat man sich hier verkniffen, dafür spricht jeder zweite in sein Handy, was nebenbei eine viel umwälzendere soziale Veränderung darstellt. Alles in allem ist dies ein Film der leisen Töne (und großen Bilder), der sich voll auf seine einfache Grundidee konzentriert: Kein Hinweis auf NSA und Spionageskandal, kein kritisches Wort zu den "1%", die über uns herrschen, die neue Welt, oder das, was wir davon zu sehen bekommen, ist schön und sauber.
Auch geht der Film ganz gut aus, oder bietet zumindest einen positiven Ausblick. Mir als Europäer, der Dinge nur schätzen kann, wenn sie tragisch enden, war das fast zu seicht, aber was weiß ich schon. Am Ende war ich nicht tief bewegt, aber immerhin beschwingt von dieser Geschichte, welche diese Möglichkeit aufgezeigt hat, der eigenen Einsamkeit zu begegnen, um sie schlussendlich doch wieder zu verwerfen.

"Die Kunst des negativen Denkens" & "Kops"
Wer wie ich ein trauriger pseudointellektueller Wicht ist, der ständig über den Tellerrand kriecht und sich auch am Asienkino mittlerweile ein wenig satt gesehen hat, der entdeckt auch irgendwann das skandinavische. Beide o. g. Filme erhielten gute Kritiken und ich war ganz gespannt, was mich erwarten würde, aber am Ende sprang der Funke dann doch nicht über. Irgendeinen besonderen Charme oder sowas suchte ich vergebens. Alles ist eher solide: Schauspieler, Kamera, etc. wirken irgendwie unauffällig, vielleicht sogar etwas steif. Wenigstens war es lustiger als wenn die Filme in Deutschland gemacht worden wären, da hier Komik und vor allem Albernheiten auch meist mit einem Verlust von Würde einhergehen. Kein Fehlkauf, aber auch nix besonderes. Meine Begleitung fand, dass Kops "irgendwie langweilig" gewesen sei.
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