Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 12.08.2014 23:12 Uhr
Thema: Death Wish 3 Antwort auf: Scharfe Filme: HD-Empfehlungen für Genre-Fans! von Don Cosmo
Angedenk des ebenfalls kürzlichen Ablebens von Produzenten-, ich sach' ma', "Legende" Menahem Golan eine klassische Cannon-Produktion in Augenkrebs-SD auf Youtube geguckt, dafür UNCUT in der US-Fassung! WOW!

Bis auf den Pyrotechniker hat sich bei der Produktion auch wirklich niemand allzu sehr überarbeitet. Das Drehbuch ist genrebedingt auf höchste Effizienz getrimmt, beginnt der Film doch mit einer Parallelmontage von Charles Bronson, wie er, Gesicht wie sieben Tage Regenwetter, per Bus in New York einfährt, während sein ca. 80jähriger Kumpel, den er besucht, daheim gerade von Unholden verdroschen wird.

Gerade als die Täter geflohen sind, bleibt dem guten Charles nichts anderes übrig, um noch dem letzten Krächzen seines Kompagnongs zu lauschen, als dann auch die Polizei eintrifft und in umgehend verhaftet und ins Kittchen einbuchtet. In der U-Haft-Sammelzelle lässt er sodann auch ein, zwei Watschenbäume umfallen, um den Chabos zu zeigen, wer der Babo ist. Nach ca. acht Minuten gibt es dann auch die ersten als solche zu bezeichnenden Dialoge, in dank ihrer fast zehn Meter hohen Wänden sehr filmkulissig aussehenden Räumlichkeiten der örtlichen Polizei. Nachdem Bronson mit Nachdruck klargestellt hat, keineswegs in die Schändung durch Fausthiebe seines alten Kriegskollegen verwickelt zu sein, merkt der verhörende Polizist an, dass er doch einen gewissen Ruf weg hat als Hobby-Judge-Dredd (Offensichtlich hat er Death Wish und Death Wish 2 gesehen!) und doch mal gepflegt aufräumen könnte in der Ecke, man würde auch gern ein, zwei Augen zudrücken.

Das ist auch bitter nötig, denn Charly lässt nicht lange mit sich fackeln: Schnell bestellt er sich bei Amazon eine Knarre, die meine bessere Hälfte den Rest des Films nur noch "Elefantentöter" nannte, eine Kaliber .475 Wildey Magnum, ungefähr so lang wie der Unterschenkel eines Kindes:



Mit diesem schicken Arbeitsgerät allein ist es aber noch nicht getan. In dem Mietshausblock, in dem sein Freund das letzte Lebenslicht ausgepustet wurde, häufen sich die Einbrüche einer Gang, deren Mitglieder eher passend für Jazzdance als für Großstadt-Krieg gekleidet sind, ihr Unwesen, weshalb Bronson erstmal ein paar lustige Fallen bastelt, wie zum Beispiel ein Nagelbrett, dass man ganz praktisch unters Badezimmerfenster schiebt, oder eine Katapultartig aufschnellende Holzlatte vorm Küchenfenster, die eher zu den kreativeren Haussicherheitsapparaturen gehört, auf die bei Aktenzeichen XY augenscheinlich niemand ernsthaft hinweisen mag.

Mit seinem gigantischen Schwanzersatz perforiert er allerdings auch so bei seinen nachmittäglichen Kontrollgängen alles, was bis zwei wagt, jemandem eine Handtasche zu klauen. Die ganze Ecke wird geradeheraus irrsinnig geschildert: Omas wird, kaum dass sie einen Fuß vor die Tür setzen, die Handtasche geklaut, Autos werden zerlegt und junge Damen vergewaltigt, dass die Schwarte kracht (Die Macher lassen es sich freilich nicht nehmen, bei dieser Gelegenheit den Reiz nackter Brüste genußvoll auszuspielen, stay classy, Cannon Films!). Dank One-Hit-Kills aus seiner armlangen Kanone (Und es erreicht Simpsons-McBane-Niveau, wie viele Leute er teilweise wegen vergleichsweise harmloser Eigentumsdelikte wie Taschendiebstahl mit einem heiermanngroße Löcher reißenden Schuss niederstreckt) dezimieren sich die (offensichtlich sehr wohlgefüllten) Reihen der Straßenganoven dermaßen, dass diese zum Gegenschlag ansetzen.

Nach etwas Altherren-Erotik im Mittelteil (Eine Strafverteidigerin wirft sich Bronson förmlich an den Hals, und 1985 gab es NICHTS, was diese Altersdifferenz plausibel gemacht hätte, ausser vielleicht Adult-Diaper-Fetisch ihrerseits oder so) mit edelem GV nach einem sicherlich schön weichen und leicht zu kauenden Hühnchen-Mahl sprengen die Fießlinge ihr Auto in die Luft (Bzw. wird sie in einen Auffahrunfall verwickelt, bei dem warum auch immer beide Wagen fast sofort in riesigen Feuerbällen detonieren, auch dies ein Moment, der uns durch die Simpsons fast vertrauter vorkommt als in wirklich derart "ernstgemeinter" Form) und Bronsons zweiter neunter Frühling ist damit auch schon wieder rum.

Das alles findet nun zusammen in einem der irrwitzigsten Action-Höhepunkte, die ich je gesehen hab. Es wäre zuviel, jetzt alles seperat aufzuzählen, es ist ein 15minütiges unaufhörliches Dauerstakkato aus 0wnage, in dem Bronson mit einem Browning-Maschinengewehr dutzende und aberdutzende Jazzdance-Halunken niedermäht und am Ende mit einem (ebenfalls bei Amazon bestellten!) Raketenwerfer den Ober-Endgegner durch die fucking WAND seiner Wohnung pustet. Unglaublich. Nachdem gefühlt vierhundert Leute gestorben sind, strömen die Gerontiker aus dem Mietshaus und tanzen auf den Straßen, während Bronson mit zwei riesigen Koffern abdampft in Richtung Death Wish 4 bzw. Altenheim, schön Dünstfisch mit Kartoffelpü lunchen.

Der Film ist zwar spartanisch und nach allen Aspekten des Mediums schlecht gemacht (Die Explosionen ausgenommen), aber äußerst vergnüglich. Schwer vorstellbar, dass derart offen faschistoide Helden mal als solche auch ernstgenommen und kritisiert wurden, heutzutage würde sich sowas als Parodie schon keiner mehr trauen, weil es so ausgelutscht wirkt. Aber gerade der albern wirkende Ernst macht den Reiz der ganzen Sache aus. Gerade weil Bronson nicht schauspielert, sondern einfach ein paar Sätze aufsagt und wenns hochkommt mal von links nach rechts geht, ist es lustig. Keine Ahnung, wie albern dass den Leuten vorgekommen sein muss, die an diesen Meisterwerken mitwirkten (Und die Nebenrollen wurden, allein weil so viele Rentner mitspielen, mal nicht ausschließlich von radebrechend englisch sprechenden italienischen Pornodarstellern ausgefüllt, DAS ist dann nochmal eine Qualitätskategorie unter Golan-Globus), aber das Finale von Death Wish 3 ist eines der besten Actionfilmfinalszenen überhaupt, bis heute. Supiman und die Avengers brauchen übersinnliche Kräfte, um Großstädte im Vorbeigehen zu entvölkern, Bronson kriegt das selbst mit dritten Zähnen noch hin, im Spaziertempo, solange ihm jemand einen Pappkarton mit dem Munitionsgürtel hinterherträgt.

Wer's mir nicht glaubt, kann ja auf Youtube selber nachgucken! Einfach bis zur 75. Minute oder so skippen, comedy gold. Aber dann versteht man ja leider die faszinierende Geschichte nicht mehr so gut.

Achso, der Synthie-Soundtrack (von keinem geringeren als Jimmy motherfucking Page, jawohl, LED ZEPPELIN JIMMY PAGE!) zu Beginn kam mir gleich sehr bekannt vor, wurde er doch von den findigen Produzenten (bzw. dem findigen Produzenten) von Dynamite Deluxe gesampelt:

[https://www.youtube.com/watch?v=CA34I6H9d-c]

Auf was man so alles stößt...

***Diese Nachricht wurde von Felix Deutschland am 13.08.2014 00:36 bearbeitet.***
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