Seriös  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 30.06.2013 23:37 Uhr
Thema: Re:Der schwarze Falke (aka The Searchers) Antwort auf: Re:Der schwarze Falke (aka The Searchers) von Clubmaster
>
>>Zur Erinnerung.  Ich habe die nicht narrativen Elemente explizit als sehr gut anerkannt.  
>
>Du hast "The Searchers" mit Kitsch a la "Gone with the Wind" in einen Topf geworfen. Sorry, dass das bei mir nicht als Lob ankam. An dieser Stelle fangen unsere Probleme bereits an.  


Dude..., hast du Gone with the Wind tatsälich gesehen (im TV als 10 jähriger zählt nicht), oder hast du auch wieder nur irgendwo aufgeschnappt dass es "kitsch" ist? :)  Gone with the Wind ist technisch brilliant, storytechnisch haarsträubend aber so bizarr dass er absolut sehenswert ist.


>>Du erzählst mir hier aber gerade im ernst das Geschichte, Charaktere und Dramaturgie scheissegal sind und bist dir nicht zu blöd dass mit einem Äpfel und Birnen vergleich zu untermauern.  
>
>Von "scheissegal" kann keine Rede sein, aber das dauernde Geseier im Film käme es allein auf Story und Drehbuch an, ist genau die Hollywood-Propaganda, die Du ansonsten ja so zu verachten vorgibst. Ich würde empfehlen, Dich da mal zu entscheiden, vielleicht könnte man der Richtung Deiner Verbalinjurien dann auch besser folgen.  


Mein Herr, ich muss nicht dauernd auf Latein zurückgreifen um besonders intellektuell zu wirken.  Das Wort heist subdjutan Lisa, subdjutan.  Und nein, genau wie bei Birth of a Nation gibt es einen Punkt ab dem die beste Fotographie und Mise en Scene für die Katz ist.  Davon abgesehen kann man sich auch einen schlechten Film ansehen und gefallen an einigen Aspekten finden.  Absolut legitim.  Problematisch wirds wenn man einfach den Kanon nachplappert und so ein Werk zum Meisterwerk schlechthin stilisiert.  Wegen Leuten wie dir dachte ich für mindestens 10 Jahre dass ich in 50% der "Klassiker" irgendwas nicht "sehe" was alle anderen sehen.  Nachdem ich durch wirklich jedes Land und jedes Jahrzehnt der Filmgeschichte bin kann ich sagen, nein, der Kaiser hat manchmal einfach keine Kleider.


>>Der Korrekte Vergleich wäre eher was wäre wenn Rubens seine perfekt gemalte Barrock Frau noch mit nem ejakulierenden Schlong Bleistift Kritzel verfeinert hätte damit auch der letzte Bauer dafür seine Eintreittsgeld hergibt.  Aber schon klar, ich Kretin du Artiste.  
>
>Es kam mir nur darauf an zu sagen, dass mir der ideologische/politische/historische Hintergrund nicht symphatisch sein muss, um die künstlerische Leistung würdigen zu können, that's it.


Du kannst einen Film nicht in seine Einzelteile zerlegen und dann das _Gesamtwerk_ auf Wolke 7 loben.  Genau das hast du hier gemacht.


Alles andere ist 3-Sat Kulturzeit-Gewäsch. Beispiel: "Panzerkreuzer Potemkin" ist ebenso ein Propagandafilm, wie die hunderten öligen Kolchose-Schmonzetten des sozialistischen Realismus. Trotzdem ist der eine Film nach wie vor faszinierend, während die anderen reiner Kitsch und nur noch von historischem Interesse sind.

Potemkin... ohje.  Ist Potemkin ein guter Film?  Neeeein.  Sollte man ihn sich einmal angesehen haben, ja!  Man könnte sich aber auch October, Storm over Asia, und wahrscheinlich noch x-weitere Soviet Filme aus den 20ern geben um den selben Effekt erziehlen.  Aber die wurden halt nicht bis zum gehtnichtmehr kanonisiert.  Und in jedem Fall macht das die Filme als Gesamtwerk _nicht_ gut.


Achja, nach kleinerer Recherche stelle ich fest dass der junge Truffaut die Sache relative ähnlich sah:
"John Ford symbolizes an age of Hollywood, the one when good health prevailed over intelligence ... John Ford, senile and repetitive, bores us ... Always strong and daring heroines, eternal caricatures of Lillian Gish, always the husband giving them a big slap on the butt, always the same traditional old story and the manly brutality ... and since John Ford doesn't know how to film passing time, we feel as if two days, instead of five years, have elapsed between the first picture and the last one..." [http://books.google.com.tw/books?id=XP4Ugr7Bv8UC&lpg=PA44&ots=DRCwwxLN3u&dq=truffaut%20the%20searchers%20review&pg=PA45#v=onepage&q=truffaut%20the%20searchers%20review&f=false]

Da Truffaut später bekehrt wurde mag für mich Dummerchen im Alter vielleicht auch noch Hoffnung bestehen.

Achja, ich habe gerade Stagecoach angesehen.  Kann man sich geben, kann man lassen.  100/10
< Auf diese Nachricht antworten >