Seriös  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 28.06.2013 22:19 Uhr
Thema: Re:Der schwarze Falke (aka The Searchers) Antwort auf: Re:Der schwarze Falke (aka The Searchers) von Clubmaster
>>Nichts anderes kann man von Hollywood erwarten.  Sieh dir mal Vom Winde verweht an.  Oder einen Sandalenfilm, oder Musical, etc. etc.  Hammer-Optik/Technik und Idiotie (Kleinster Gemeinsamer Nenner) gingen schon immer Hand in Hand dort.
>
>Nenene, das ist dann doch noch ne andere Klasse. Man muss durch die historische Patina hindurch.


Optisch?  Sicherlich nicht.


>Das alles spricht uns heute nicht mehr an, mich auch nicht. Genauso weit entfernt sind mir die Sorgen eines japanischen Rentnerehepaars der 50'er Jahre in Japan (Tokyo Story), aber was für ein Film.

Storymäßig spricht mich sehr vieles an, bis hin zu Sachen aus den 20ern, The Searchers und alles andere was ich von Ford nach 1940 (Grapes of Wrath) gesehen habe allerdings nicht.


>So dümmlich der Film auf Plot und Dialogebene heute rüberkommt, so intelligent ist er auf filmischer Ebene. Ich hatte das auch nicht erwartet, aber es hat dann doch seinen Grund warum von Orson Welles bis zur Nouvelle Vague und Kurosawa alle einhellig Ford vergöttert haben.

"Andere mögen den auch" ist für mich erstmal kein Argument, und wenns von der NV kommt schonmal garnicht.  Aber es ist gut möglich dass der 30er Jahre Ford ein interessanterer Regisseur war.  Welles und Kurosawa haben mit den Jahren IMO auch extrem nachgelassen.


>>Welche stilistischen Aspekte haben dich denn besonders angesprochen?  Ich kann mich an nichts außergewöhnliches erinnern.
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>Das Ford nur mit Blicken alles erzählen kann. Dass er die Entfremdung zwischen Hauptcharakter und seiner ehemaligen Familie nur durch Einstellungen darstellen kann. Eine der Hauptmotivationen des Charakters (er war vor dem Krieg in die Frau seines Bruders verschossen und umgekehrt) wird nie auch nur mit einem Wort erwähnt,

bildet aber einen subkutanen Spannungsbogen, der von der ersten Szene bis zum Ende leitmotivisch den ganzen Film zusammenhält.

AFAIR waren die Eheleute ziemlich schnell weg und das Thema hat für Wayne's Charakter danach keine größere Bedeutung gehabt.  Mal davon abgesehen dass es eine stärkeres Motiv für seine Verfolgungsjagd liefert, natürlich.


>Die Tatsache, dass der Film voller ätzender Gewalt ist (Verstümmelungen. Vergewaltigung etc.), sich nur in einem blutigen Kleid und der Reaktion darauf dramatischer spiegelt, als jedes Ausagieren

Weil's ein Film aus den 50ern ist.  Dank Hayes Code hast du zu der Zeit niemals mehr gesehen.  Und Ford war allgemein ziemlich zugeknöpft wenns um solche Themen ging.


>Dass der Rassenhass und Ekel in den Augen John Waynes zu glühen scheint, obwohl in einer berühmten Einstellung die Augen im Schatten der Hutkrempe gerade so eben sorgfältig verborgen sind, dass man mehr ahnt als sieht und die Emotionen deshalb umso stärker rüberkommen, weil man mehr hineinlegt als wirklich sieht (sfumato -> Leonardo da Vinci).

Ich kann mich vage an einen eldendslangweiligen 119 Minuten John Wayne Western erinnern bei dem sich u.a. zwei Deppen vor lachender Meute um die Angebetete im Dreck prügeln, der Dorfdepp x-Auftritte hat und die dramatische Struktur durch solche Szenen bis ca. 30 Minuten vor Schluss komplett vor die Hunde geht.  Achja, ne fette Indianer Sqaw wird auch noch kurz geehelicht.
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