Fuse  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 29.08.2012 11:27 Uhr
Thema: Kurze Kritiken: The Day und Motorway Antwort auf: Fantasy Filmfest in Berlin - geht wer hin? von Fuse.F/X
The Day hat ein Survival-Endzeitszenario. Wenn einen das anmacht, kann man den Film gerne gucken. Der Film begleitet Drei Jungs und zwei Mädels ziemlich genau einen Tag dabei, wie sie ängstlich durch us-amerikansiches Niemandsland botten, ein altes Landhaus finden und dort eine Nacht rasten wollen. Der "beinahe-S/W"-Look passt da wie Topp uff'n Arsch, weil S/W zur Vermittlung von Tristesse per se hervorragend geeignet ist. Was mit der Welt passiert ist, wird gar nicht erklärt - braucht man auch nicht. Die zentralen Charaktere stellen sich nie allzu bescheuert an und verzichten größtenteils auf nervige Oneliner. In der ersten halben Stunde baut Douglas Aarniokoski (Ex-Assistent von Roudrigez) eine "schöne", sehr bedrückende Stimmung auf. Die Hintergründe der Figuren, ihre Beziehung zueinander und der Bedrohung werden eher beläufig erzählt, was (für so einen Film!) narrativ überaschend gut gelöst ist. Der Film kippt dann im Verlauf aber sehr gen Trashsplatter - einer der Survivor mutiert dann auch noch zum Bad MoFu und kommt dann auch nicht mehr ohne dumme Ansagen aus, auf die Bruckheimer stolz wäre. Spannung und Atmosphäre müssen weichen, Spaß und harte Action sind nun auf der Bühne. Die Action ist allerdings wirklich unterhaltsam und an einer handvoll Stellen gab es berechtigten Szenenapplaus. Passt ins Festival, zuhause hätte ich den sicher nicht so gutangenehm gefunden. Daheim hätte ich das, was die erste halbe Stunde andeutet, dann doch lieber als konsequenten HBO 10-Teiler. Gerne auch mit genau dem Cast.


Motorway. Ist ein von J. To produzierter Hong Kong-Streifen. Somit schon fast implizit weniger auf Krawall gebürstet, stattdessen vergleichsweise geruhsam erzählt. Das Problem ist, dass der Film in keinem denkbaren Aspekt ernsthaft gut ist. Und der, den der Film selbst in den Fokus stellt, ist ein glatter Fail. Keine Ahnung wie man Verfolgungsjagden derart in den Vordergrund stellen und gleichzeitig derart unsagbar lahm inszenieren kann. (Da ist er so hektisch geschnitten, dass man keine Ahnung hat, was genau wie passiert - und doch haben die Szenen NULL Dynamik. Kunststück!) Dazu eine sehr dünne Story, schablonenhafte Charaktere und stilistisch passender, aber völlig belangloser OST, blablub. Wenn das einzig Positive, was einem "auffält", eine routiniert-gute Kamera außerhalb der Actionsezen ist, spricht das Bände. In der Summe leider Gottes völlig forgetable. Es gibt ein Wort, mit dem man diesen Film selten treffend beschreiben kann: Uninteressant.

***Diese Nachricht wurde von Fuse am 29.08.2012 11:32 bearbeitet.***
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