Fuse  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 29.02.2012 02:55 Uhr
Thema: Drive Antwort auf: Coming soon to a cinema near you... von Don Cosmo
Monster-Film, der mir auf der Leinwand noch 2x besser gefallen hat, als auf der Glotze. Geht den gucken, ihr Lappen!

Die erzählerische Prämisse ist im Kern nicht mal irrsinnig spektakulär: Die coolste Sau der westlichen Welt, Ryan Gosling, spielt einen introvertierten Stuntmen, der tagsüber vor allem in der KFZ-Werkstatt von Shannon aka Mr. White Bryan Cranston vor sich hin schraubt. Nachts hingegen verdient er seine Kohle damit, Verbrecher von T, wie Tatort, nach S, wie Safehouse, zu kutschieren. Kompliziert wird's, als er mit einem süßen Mädel anbandelt und nicht anders kann, als ihrem frisch aus dem Knast entlassenen Mann unter die Arme zu greifen.

Das der Film derart regiert liegt nicht am "was?", sondern am "wie?". An seinen guten und zudem stark gespielten Figuren. Daran, dass Kamera und Bilder die in jeder Hinsicht gefühlvolle Inszenierung dabei perfekt, geradezu poetisch einrahmen. Und Regisseur Refn kriegt dabei von Romantik bis zu höchst schmerzvoller Gewalt (die im Impact Martin Scorsese in nichts nachsteht) ein enormes Spektrum unter die Motorhaube. Dazu ist auch der Soundtrack richtig groß: Atmosphärischer Ambient trägt den Großteil der oft mit Zeitlupen und Nahaufnahmen garnierten Bilder, während die lizensierten Stücke mit hartem 80er-Einschlag Akzente setzen.

Es gibt genau nichts an dem Film, was mich stört - zumal er, im Ggs. zu Valhalla Rising, ein durchweg überzeugendes Drehbuch hat. Eines, in dem die Dialoge sitzen. Eines, das die Figuren nicht quatschen, sondern reden lässt. Und selbst wenn sie nicht reden, kommunizieren sie miteinander, da Refn ihnen ungewöhnlich viel Raum für Körpersprache eingesteht, den die Darsteller auch zu nutzen wissen.

Ein Stück deutet die Essenz des Filmes angemessen an, ohne (wie der Trailer mal wieder) zu viel vorwegzunehmen:

Kavinsky - Nightcall (Drive 2011 OST) - YouTube [http://bit.ly/xO8T4w]

Was die Synchronisation angeht, würde ich dem dt. Trailer nach schwer zu OmU oder OV raten. (Sie ist, bis auf einen Totalausfall in mindestens einer Nebenrolle, nicht ernsthaft schlecht. Aber gerade wenn Emotionen ernsthaft wichtig sind, gibt es eigentlich nie eine Alternative zur Originalfassung - im Dubbing gehen so gut wie immer entscheidende Nuancen verloren, die die Wirkung einer Szene komplett entstellen können. Was im Trailer schon bei einer vergleichsweise unwichtigen Szene der Fall ist.)

...Jetzt muss irgendwie mal die Pusher-Trilogie von Refn her. Und Bronson.

***Diese Nachricht wurde von Fuse am 29.02.2012 03:11 bearbeitet.***
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