Escobar  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 26.02.2012 21:42 Uhr
Thema: belly of the beast Antwort auf: Olympia von Escobar
Seitdem unsere Tochter sich entschlossen hat eine (zugegebenermaßen echt nette) Wohnung in Hohenschönhausen zu beziehen, kommen wir öfter als uns lieb ist an einem  Relikt vorbei: dem ehemaligen Ministerium für Staatsicherheit.

Im Grunde ist dort seit über 20 Jahren alles beim alten geblieben: man sieht den KOmplex am liebsten aus weiter Ferne, die Architektur wirkt heute noch einschüchternd und abweisend und irgendwie möchte man diese monströsen Schlapphüte samt ihrer teils bizarren Technologie heutzutage auch nicht mehr wirklich wahrhaben.

Hilft alles nix, wir haben heute einfach mal gehalten und sind ausgestiegen. Erstmal hauen einen die schieren Dimensionen des MfS aus den Latschen, das sind ganze Blocks, tot und leer (warum auch immer), zwischendrin ein Ärztezentrum, versperrte Archive und ziemlich mittendrin, das mittlerweile denkmalgeschützte Haupthaus. Zumindest die Ossis haben begriffen dass es nix hilft unangenehme Geschichte einfach abzureissen.

Im Haupthaus selbst lassen sich dann zwei Phänomene beobachten: der Ort strahlt heute noch Macht aus, man senkt unwillkürlich die Stimme, wirklich jeder Anflug von Humor vergeht schnellstens und wenn Deutsche im größeren Umfang böses planen, können sie das am besten in einer miefigen und extrem kleinbürgerlichen Umgebung tun. Und es riecht heute noch nach DDR!

Bilder dazu:[https://picasaweb.google.com/112152219966059092223/20120226MfSNormannenstr?authuser=0&authkey=Gv1sRgCOyUn43Sh7OT1QE&feat=directlink]

Im ersten und zweiten Stock des Haupthauses ist eine wirklich ordentliche Ausstellung untergebracht, Archive und der Knast lassen sich gesondert und natürlich kommentiert besuchen.

In Sachen Dokumentation und Aufarbeitung ist das vorbildlich (und lässt das West dillettieren mit den alliierten Vermächtnissen in der Stadt gleich nochmal so dämlich erscheinen), ästhetisch sollte man bei einem Besuch schon einen schmerzbefreiten Tag erwischen.

Albert
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