a gentle breeze  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 15.04.2011 18:40 Uhr
Thema: René Laloux x3 Antwort auf: Die DVD ist zwar tot - trotzdem Neue hier rein von Knut
Auch auf die Gefahr hin, schrecklich prätentiös zu klingen, schreib' ich mal was zu den letzten drei Filmen, die ich sah. Zunächst einmal wäre da der Autor zu nennen, René Laloux. Es handelt sich um einen französischen Künstler, dessen Einfluss kaum überbewertet werden kann. Ich glaube er hat auch in Amerika an den Designs für Alien mitgewirkt. Hier ist eine gute Einführung über ihn [http://www.salonfutura.net/2011/02/the-illustrated-man/].




Herrscher der Zeit / Time Masters (1982)

HdZ ist einer dieser Filme, die man als Kind einmal gesehen hat, die aber so surreale Erinnerungen hinterließen, dass es schwer fällt zu glauben,  dass einen nicht etwa das Gedächtnis täuscht.

Ich will nichts vorweg nehmen, daher sei nur gesagt, dass hier die Geschichte eines kleinen Jungen erzählt wird, der nur indirekt mit den Menschen, die sich um ihn kümmern in Kontakt steht. Leider sind die Charaktere allesamt flach, uninteressant und steif, wenn man von dem Kind absieht. Die Animationen bewegen sich Masters of the Universe Niveau, und immer wenn die Kamera auf eines der unbeweglichen Gesichter zoomt, fragt man sich, ob dies so gewollt war, oder ob es mit den vorhandenen Mitteln nicht besser ging.

Merkwürdigerweise sind einige der Aliens dagegen äußerst flüssig animiert: die lebhaften Wesen Yula und Jad, welche fliegen können und ständig in Bewegung sind, erinnern durchaus an wesentliche modernere Produktionen aus Japan.

Ohne Frage ist die Welt der tatsächliche Star in diesem Film (wie in den anderen auch). Freunde des Heavy Metal Magazins, Möbius (der für die Designs verantwortlich war) oder dem frühen Katsuhiro Otomo werden sich gleich heimisch fühlen. Man gewinnt den Eindruck, die Figuren seien eher Gäste in einem fantasievollen Universum, welches liebenswert oder bedrohlich sein kann, das den Zuschauer aber immer wieder in Staunen versetzt. Als der Film vorbei war hatte ich das Gefühl, es wäre nur einen kleinen Teil einer großen, merkwürdigen Welt gezeigt worden, in der es noch viel mehr zu entdecken gibt.

HdZ ist fraglos mein Favorit unter diesen drei Filmen. Ich bin sogar geneigt das abrupte und überraschende Ende zu verzeihen, da es meiner Ansicht nach gut zu der unberechenbaren Welt und der traumhaften Atmosphäre des übrigen Films passt.




Fantastic Planet (1973)

Die Handlung in FP ist noch weniger wichtig als in HdZ und auch den Figuren wird weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Dieser Film von 1973 bietet eine simple Grundidee: Die menschliche Rasse wird von den übermächtigen Traggs wahlweise als Haustiere oder Schädling betrachtet. Die blauhäutigen Traggs sind nicht zuletzt wesentlich größer als sie und verfügen über merkwürdige Sitten und Gebräuche, von denen die Meditation einen großen Stellenwert einnimmt.

Nachdem ich den Trailer sah [http://www.youtube.com/watch?v=SgCxCZNkQ9E] erwartete ich so etwas wie einen "Monty Phython Animated Feature Film" mit Monstren. Was ich bekam war einer der verstörendsten Filme, die ich je sah. Die Überlegenheit der seltsamen Giganten wirkt auf den Zuschauer erschütternd und die feindselige Umgebung erhöht noch das Gefühl für Gefahr. Am erschreckendsten ist vielleicht die Versuchung, die Sache auch einmal aus der Perspektive der Tragg zu betrachten, welche überaus nüchtern die Vor- und Nachteile der Ausrottung der Menschheit debattieren.

Ich will mir lieber nicht ausmalen, welchen Effekt dieser Film auf jemanden haben könnte, der sich unter dem Einfluss halluzinogener Drogen befindet, er könnte denjenigen wahrscheinlich eine lebenslange Panikstimmung bescheren.




Gandahar (1988)

Der konventionellste (und neueste) von den drei Filmen ist Gandahar aus dem Jahr 1988. Hier haben wir eine gute Seite, welche mit der Natur verbunden ist, sowie einen Bösewicht mit seiner Armee aus Robotern. Meine Güte, das was gezeigt wird, ist nicht schlecht, aber nach dem sinisteren FP und dem ideenreichen HdZ war ich nicht sonderlich beeindruckt.

Interessanterweise findet sich die Idee eines Gedanken kontrollierenden Alleinherrschers, der sich im Zwist mit einer unentwegten Schar von Rebellen befindet auch in einer Nebenhandlung von HdZ und ist auch einem der Valerian und Veronique Comic sehr ähnlich. Ich las, dass die Erinnerung an das Vichy Regime während des zweiten Weltkrieg hier in Science Fiction umgesetzt wird, aber ich frage mich, ob es nicht noch einen anderen Ursprung für diesen Tropus gibt. Der Film beinhaltet einige nette Ideen, aber ich fand ihn im Großen und Ganzen ein wenig blass.

***Diese Nachricht wurde von a gentle breeze am 15.04.2011 18:42 bearbeitet.***
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