c  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 29.09.2010 21:36 Uhr
Thema: Die Mondnacht Antwort auf: Moon – stilvoll, aber ohne Tiefgang von Fuse.F/X
Ist es in Ordnung, wenn ich den Thread wieder hoch hole? Nirgendwo anders wird der Film hier behandelt.

>Mir fallen zwei Wege ein, die man ab hier beschreiten kann. Entweder legt man den Film als fieses psychologisches Kammerspiel an, oder man versucht sich an einer eher philosophischen Betrachtung. Etwas wirklich Großes hätte man erschaffen, würde man beide Möglichkeiten geschickt verweben.

Was mich z. B. stört, war der Umstand, dass der Film einen nach den anfänglichen Mätzchen mit der Dame im Unklaren lässt, ob der weitere Verlauf der Handlung sich so zuträgt, oder ein Hirngespinst des Protagonisten ist.

>Leider verschenkt Duncan Jones in seinem Spielfilmdebut seine Möglichkeiten zuungunsten einer unbefriedigenden Lösung, die Möglichkeiten verenden so letztlich in einem Kammerspiel light. Und selbst aus dieser vergleichsweise einfachen Perspektive mag Moon mich nicht so recht zu überzeugen. Dafür begeht er bei zu vielen Details zu viele Dummheiten; allzu oft wird die aufgebaute Atomosphäre vom Script konterkarriert. (Auch eine handvoll harter Schnitte sind dem nicht gerade zuträglich, derart anachronistisch will ich so etwas heute wirklich nicht mehr sehen müssen.)

Ja, es ist ein guter Film, der großartig hätte werden können. Gerade bei dem überzeugenden Setting, dem tollen Schauspieler und der interessanten Idee hätte das das "2001" des neuen Jahrtausends werden können. Leider, leider stand das Drehbuch dem im Weg.

>Die größten Probleme sind aber, dass nach der Auflösung nicht nur glaubwürdigere Reaktionen ausbleiben, sondern es vor allem an einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem ausgebreiteten Thema fehlt.

Wie sagt man so schön, beim "pacing" gab's Probleme. Auch die Dialoge sind teilweise schwerlich nachvollziehbar oder glaubhaft. Auch hat der Film einige Längen, nicht zuletzt weil er keinen Subplot bietet und die anfängliche Idee wirklich breit getreten wird (Wenn auch wenig befriedigend für den Zuschauer).

>Zudem bleibt das Verhältnis des Zuschauers zu Sam so unterkühlt wie die Szenerie - trotz eines absolut überzeugend spielenden Sam Rockwell. Der hätte noch viel mehr gekonnt, wenn ihn das Drehbuch nur gelassen hätte.

Der war wirklich klasse, keine Frage. Die physische Degenerierung ging mir übrigens ziemlich nahe, das hätte man auch nur andeuten können. So hat man bald den Leidensweg Christi im Weltraum mit einem armen Kerl, der minutenlang spuckt und hustet (Spoiler).

>Gefallen hat mir über weite Strecken die Regie, der unterprätentiöse Score und das kühle Low-Tech-Setting samt vorzüglichem Set design.

Ich glaube der Film hat nur ein Budget von 5 Millionen gehabt. Die kühle Atmosphäre und der hard science fiction-approach sind so gelungen wie in keinem anderen Film der letzten zwanzig Jahre. Allein dafür muss man den Film lieben. Der Score ist großartig.

>Beleibe keine Selbstverständlichkeit und so hat Moon immerhin einen sehr eigenen -durchaus sehenswerten- Stil, was ihn mit Einschränkungen immer noch empfehlbar macht. Zumal intelligenterer Science-Fiction nicht zu den Genres gehört, wo sich nur irgendwo Bücken muss, um eine Perle aufzuheben.

Ich habe mich zufällig vor einiger Zeit auf die Suche nach solchem Stoff gemacht, aber nur eine handvoll Filme ausfindig machen können.

>Insgesamt ist der Film leider dennoch vor allem eine riesige verschenkte Chance, der sein thematisches Potential nur im Ansatz ausschöpft. Auch der Schluss ist passenderweise ebenso so wenig zu Ende gedacht, wie der ganze Film.

Ja, ja und ja, dennoch, und das sagst du selbst: der Film ist empfehlenswert. er hat mich jedenfalls mehr mitgerissen, wenn man das bei der unterkühlten Athmo sagen darf, als jeder andere Film in diesem Jahr. Wer Science Fiction gern sieht kommt an Moon nicht vorbei.

Nebenbei erinnerte mich der Film vom Szenario her stark an "Die Mondnacht" von Stanislaw Lem, das gelegentlich im Deutschlandfunk läuft.
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