nazgul  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 29.07.2009 13:50 Uhr
Thema: Re:BMW steigt aus Antwort auf: Re:BMW steigt aus von Don Cosmo
>>Ich hab von Autobau keine Ahnung, vielleicht wird uns jetzt der ein oder andere KFZ-Experte erleuchten. Ich persönlich denke aber auch, dass der Erkenntnisgewinn aus der F1 auch angesichts der Summen, die man investiert, eher gering ist.
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>Wobei ich da Saschas Einwurf durchaus Gewicht beimessen möchte, viele kleine Detailverbesserungen machen am Ende sicherlich mehr aus, als man ahnen möchte: eine Optimierung des cw-Wertes um 0,1% beim F1-Wagen kann sich ja leicht auf eine 2%-Verbesserung beim eher klobigen Familienwagen auswirken, wenn man etwas ganz kurioses rausgefunden hat. Stichwort Haifischhaut ... oder so. Oder war das bei Flugzeugen?


Es waren Flugzeuge und Schiffsrümpfe :)

Und noch ein paar Anmerkungen zum Thema oben: Bauteile, die in der F1 verwendet werden, werden nie in der Serienfertigung eingesetzt und umgekehrt - Din-Teile außen vorgelassen, aber ich gehe mal davon aus dass es keiner toll findet, wenn eine M8er-Mutter, die man in jedem Baumarkt im 100er-Pack für 2 Euro kaufen kann, auch in einem F1-Wagen verwendet wird, oder?

Der einzige Transfer von der F1 in die Serie ist Wissen. Die Fahrzeuge in der F1- und anderen Rennserien sind zunächst einmal experimentiell, angefangen vom Chassis über die Antriebstechnik bis hin zur Elektronik. Wenn da eine Idee grundsätzlich funktioniert, wird sie für die F1 perfektioniert. Wenn es dann übertragbare (und bezahlbare!) Vorteile für die Serie mit sich bringen könnte, wird es wiederum dafür optimiert.

In Sachen BMW kann ich etwas aus dem Nähkästchen plaudern: BMW (über)nimmt gerne Ideen und Technikzeugs aus der F1 in die M-Modelle. Die M-Fahrzeuge sind im Kern Serienmodelle, die neben einer besonderen Ausstattung starke Motoren und ein speziell dafür abgestimmtes Fahrwerk haben. Meist muss dafür auch noch die zu Anfangs serienmäßige Karosserie verstärkt werden. Das wird dann zu einer "Serie", aber halt mit einem recht kleinen Ausstoß an Fahrzeugen pro Jahr.

Die meisten Gadgets finden sich bei diesen Modellen daher auch im Motor und an der Karosse und selten im Fahrwerk. Letzteres ist eigentlich komplett ausgereizt. Im Motor jedoch sind dann spezielle Sachen wie eine besonders scharf eingestellte variable Nockenwellensteuerung, eine den Kolben kühlende Direkteinspritzung, spezielle Hochdruck-Ölpumpen inkl. "passender" Kolbenringe usw. verbaut.

Dabei muss man sich halt immer vor Augen halten, dass solche "Spezialteile" schweineteuer sind. Sowas muss man IMMER in Kleinstserien fertigen lassen und das kostet ohne Ende.

Kleiner Insider: Da läuft natürlich auch nicht immer alles perfekt, obwohl gerade das Zeugs doppelt und dreifach überprüft wird. Ich hatte mal einen nigelnagelneuen M3 CSL auf dem Hof, der immer nur dann etwas Öl verloren hat, wenn er warm gefahren wurde. Vorher fiel es natürlich keinem auf, weil das Fahrzeug vom Band runter auf den Transporter auf den Hof nie "richtig" warm wurde. Was war los? Das Kurbelgehäuse hatte einen Lunker, den beim Röntgen im Werk keiner gesehen hatte! Was also tun bei einem Auto mit 20 km Fahrleistung und einem Kaufpreis von 90.000 Euro? Richtig, es kam ein komplett neuer Motor rein - für schlappe 20.000 Euro :)

***Diese Nachricht wurde von nazgul am 29.07.2009 13:53 bearbeitet.***
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