Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 06.03.2006 15:35 Uhr
Thema: Re:Nintendocast.de Antwort auf: Re:Nintendocast.de von Sascha
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>Ich glaube diese Art von Sendungen wird auch nachts gegen halb drei irgendwo
>im WDR Hörfunk-Radio ausgestrahlt.


Ja eben! Da hört doch kein Schwein zu. Und da das aufzeichnen (und damit mobil machen) von radiosendungen mühselig und unpraktisch ist, bin ich dankbar, das es sowar zum umhertragen gibt.

Natürlich gibt es auch mini-radios, aber radio ist scheiße. Deswegen sind Podcasts toll und ich habe recht. Ha!

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>Bin nicht so der Podcast-Fan.


Kann ich verstehen, weil die technik im grunde ja nichts spektakuläres ist. Aber da man Internet-Radio per umts hören knicken kann, weil es soviel kostet wie bezahlter sex mit einer luxusprostituierten (nur minütlich getaktet), bin ich dankbar, ein stück internet zum herumtragen und beim-herumtragen-konsumieren-können.

Das die Angebote an sich ziemlich unspekatakulär sind und den Appeal von Offenen-Kanal-Sachen haben (nur mit technisch schlechteren vorzeichen), ist klar, das tut meiner freude über so ein leicht zugängliches und kostenfreies angebot keinen abbruch.

iTunes an sich ist ja, abseits dessen ob man apple mag oder nicht, schon revolutionär in der einfachheit der bedienung und der bündelung der angebote, was den legalen download audiovisueller medien angeht.
Wenn die Branche des Medienvertriebs jetzt nur noch dne stock aus dem arsch kriegen würde und sachen wie das runterladen von TV-Serienfolgen weltweit (unkompliziert) nach dem iTunes-Prinzip anbieten würde, könnte man aus der gruppe derer, die bisher noch nicht selten gezwungenermaßen als raupkopierer darstehen, eine menge zahlungskräftiger kunden rekrutieren und ergo noch viel mehr geld scheffeln als ohnehin schon.

Podcasts sind da nur die verlängerung des ohnehin bestehenden fundus von usern geschaffenen kostenfreien angeboten ins akustische, mit zuhilfenahme einer recht einfach navigierbaren zentralen mediensuchmaschine ähnlich eines browsers.

Podcasts werden natürlich nie den status von websites erreichen, aber es ist einfach angenehmer, sich auf einer langen s-bahn-fahrt eine folge thadeusz reinzuzwitschern als den "Crazy Nachmittag mit Bille und Franky hier auf S3 siebenundneunzigkommafünf", wo zur unhörbarkeit wiederholte popsongs sich mit frontallobotomierten ansagerunfällen duellieren.

Ausserdem haben Podcasts eine höhere interaktivität, abseits des selber-sendens. Bei Nintendocast kann man zum beispiel anrufen und dann seine meinung nochmal im umfeld mit den moderatoren hören. Ultrasimples beispiel, aber gerade einfache dinge haben oft eine ziemlich große wirkung darauf, wie man sich als hörer wahrgenommen fühlt.

Interessant in dem zusammenhang auch der artikel in der aktuellen (deutschen) Edge, der XBL Arcade für die 360 als durchaus brauchbaren weg zum vertrieb von nischenspielen ansieht, minigames, die nie einen publisher gefunden hätten, werden so einem breiten kundenpublikum zu überschaubaren preisen dargeboten - durch wegfall des vertriebs-overheads und der bereitschaft der kunden, die titel vielleicht regelmässiger und konstanter zu kaufen als "große" spiele im geschäft springt für die entwickler sogar mehr dabei raus, da die einzigen, mit denen sie teilen müssen (und das könnte auch wiederum der wehrmutstropfen sein aus idealistischer anti-monopol-sichtweise) microsoft ist.

Aber gerade dadurch, das beinahe als "Fast-Food-Games" zu bezeichnende titel auch und gerade Nicht-Spieler ansprechen, kann XBL Arcade in seiner 360-Inkarnation ein echtes erfolgsmodell werden, das so keine andere konsole zu bieten hat (ich gehe mal davon aus, das Sony die übliche firmenpolitik weiter betreibt und sich schön einigelt mit dem was sie machen, ähnlich nintendo, denen der eigene backkatalog offensichtlich (und nicht komplett ohne grund) anscheinend ausreicht - erweiterbarkeit hier allerdings nicht ausgeschlossen).

Steam zeigt, das das System bei PCs besser (und vor allem für den kunden auf angebotsseite her interessanter) verläuft, als viele erwartet hatten, die schon schrien, das es nie wieder "Richard Garrisson's Ultimate Ultima 6 Edition mit Sackhaar vom Meister"-Editionen geben wird und Sammlern die Grundlage für ihr Hobby entzogen wird.

Sammler können nach wie vor sammeln, sogar zu besseren konditionen als zuvor (dadurch, das die publisher seit längerem tatsächlich limitierte editionen ihrers produkts rausgeben, die natürlich teurer, dafür aber auch wertstabiler sind), die physische form der spieledisc ist sicherlich noch laaaaaaaaaange sicher davor, zum auslaufmodell zu werden, aber die spiele, an die man jetzt rankommt (und früher nur in den seltensten fällen rankam, weil sie einfach zu "out there" oder wenig erfolgversprechend waren für eine großflächige veröffentlichung), sind schon spannend und versprechen für die zukunft, das immer mehr unabhängige spieleentwickler ihre leidenschaft mit reellen chancen zur verdienstmöglichkeit machen können - womit die qualität der produkte auch steigt.

Sorry, jetzt bin ich bei Videospielen angekommen, obwohls um podcasts geht. Naja, was ich sagen will, ist folgendes: Dieses On-Demand-Saugen, ob für Geld oder nicht, wird in absehbarer zukunft die art, wie wir medien konsumieren, für alle menschen radikal ändern - sowie die medienlandschaft an sich.
Der Vertrieb wird bald keine Hürde mehr darstellen, die entwickler schlußendlich dazu zwingt, ihr produkt verschenken zu müssen, um sich so zumindest etwas ruhm zu verschaffen - es kommt nur darauf an, wie integer und nutzerfreundlich man den vertrieb gestaltet.

Podcasts sind ein Phänomen davon, der iTunes-Music-Shop und XBL Arcade ein anderes.

Ich gucke zum Beispiel kaum noch fernsehen, da ich mittlerweile so gut wie komplett autark von den klassischen Kanälen bin, über die man früher medien bezog. Mein Fernsehen ist werbefrei und originalton, anzuschauen wann immer ich will. Mein Radioprogramm kann ich mir auswählen und habe die komplette kontrolle darüber, wann und wo ich es höre.
Nachrichten sind mittlerweile über so ziemlich alles beziehbar, was entweder bild oder ton wiedergeben kann, und sei es Kronzucker's N24-SMS-Newsalarm.

Da wird sich möglicherweise noch eine ganze menge tun, wenn man die kommenden zehn jahre auch dazu nutzt, den nutzern zeit zu geben, die existierenden technischen möglichkeiten mehr in den alltag einfließen zu lassen und nicht permanent (zwingende) neuerungen nachschiebt, wie zum beispiel beim MP3-Standard.

Bei den Amis funktionierts ja schon prima.
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