token  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 29.03.2016 12:47 Uhr
Thema: Re:ist doch bestimmt eine Server-Überlastungsscheiße Antwort auf: Re:ist doch bestimmt eine Server-Überlastungsscheiße von dixip
>>Absolut, und da die Hersteller das Modell zu ihren Gunsten auslegen, diese Auslegung aber rechtlich fragwürdig und wackelig ist, wird man wohl kaum im Busch rumstochern wollen indem man den Leuten ihre Käufe einfach wegnimmt um dann mal zu schauen ob man sowas auch darf.
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>Richtig, sehe ich auch so, deshalb spulten auch entsprechende Gedanken hier durch meinen Kopf als ich Felix´ Posting gelesen habe. Das Thema interessiert mich brennend.
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>Der Punkt, warum man sich trotz Panik der Konzerne vor einem Shitstorm trotzdem etwas Sorgen machen darf, ist halt der vorsätzliche Einsatz falscher Daten, und vermutlich in vielen Fällen nicht nur ne passende Adresse aus einem Taxfree-Bundesstaat (statt wie ich das gemacht habe, das Weiße Haus zu nehmen, "danke für die kostenlose Xbox, aber ich kann sie nicht zum Präsidenten durchstellen, ich bin der Präsident!!"), sondern auch ne komplett falsche Identität.
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Es gibt Urteile wo bei Vertragstäuschungen dennoch der Vertrag zu erfüllen ist. Und falls der Konzern von den Verträgen zurücktritt, stellt sich ja immer noch die Frage, was dann mit den schon erfolgten finanziellen Transaktionen erfolgen soll. So einfach ist es nicht, das Produkt zurückziehen und das Geld dennoch behalten? Hahaha. Rechtlich komfortabel sind da auch die Konzerne nicht aufgestellt. Da gäbe es so einiges an Klärungsbedarf, und sicherlich genügend Aspekte mit Fallhöhe aus Konzernsicht.

>Das ist der Angriffspunkt für die Konzerne. Und ich erwarte da als Vorreiter auch eher Apple (geht so etwas da?) oder Amazon (geht so etwas da?), die also deutlich mehr Marktmacht haben oder Netflix, wo die Rechtelage der Inhalte komplizierter ist. Und dann werden sie auch erst mal bei den Kleinen anfangen, also offensichtliche Fake-Accounts in Turkmenistan löschen etc.
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Es stellt sich dennoch die Frage nach der Motivation. Wir haben Konzerne die sich einfach Nutzerbedingungen ausgedacht haben mit denen sie vorteilhaft dastehen. Zudem haben wir hier ein Vertriebsmodell dass man ja auch gerne anschieben möchte, weg von Retail, hin zu digital purchase, wo sie die vermeintlich volle Kontrolle haben. Im Falle Netflix haben wir hier einen Bruch zwischen den Ambitionen von Netflix als drittem Dienstleister mit einem Low-Price-Abomodell und den Rechteinhabern. Netflix selbst will kein Geoblocking sondern einen globalen Dienst, die Rechteinhaber hingegen wollen Geoblocking und einen feingesteuerten Vertrieb, in dem sie nicht nur Abo-Mietrechte vertreiben, sondern auch für sie lukrative digitale Käufe und digitale Bezahlleihen forcieren.

Auf den Konsolen ist das anders, denn hier haben wir eine Win-Win-Situation für Rechteinhaber und Plattforminhaber. Sie wollen dieses Modell anschieben. Bis dieses Modell mehr Marktmacht hat, dürfte es beiden Parteien sehr Recht sein was da passiert. Und nicht zu vergessen, das was da passiert derart offensiv anzugehen dass man auch vergangene Transaktionen aushebelt bringt diese rechtliche Fallhöhe mit.

>Aber den Konzernen (und nebenbei dem Staat -> Steuern; "andere Gefahrenquelle", Stichwort Einfuhrumsatzsteuer aka MWSt, die man so vermutlich auch umgeht) entgeht so definitiv Geld und das machen sie idR solange mit, solange es eine lukrative Nische ist, der Verlust aber überschaubar bleibt. Aber schließen wollen sie das Scheunentor.

Geht so. Der freie Handel ist jetzt keine reine Nebelkerze. EU hat Geoblocking im Visier, auch wenn es hier mehr darum geht, dass Dienste auch im Ausland funktionieren sollen, und nicht darum Auslandsdienste auch im Inland verfügbar zu machen. Es würde aus Sicht des Staates aber weniger darum gehen (denke ich) diesen Mechanismus Geoblocking für Auslandsgüter zu hofieren, als vielmehr darum dass der Erwerb digitaler Güter und Dienste steuertechnisch dort verrechnet wird, wo ihn der Konsument tätigt. Also nicht vom Auslandskauf abzuschotten, sondern an diesem zu partizipieren.
Die ganze Rechtslage für digitale Güter ist jedenfalls noch in den Kinderschuhen, und wir haben hier Modelle die nach Pipi-Langstrumpf-Prinzip von den Konzernen hochgezogen wurden. Dabei wird es nicht auf Dauer bleiben, aber das Drohszenario "alles ist futsch" sehe ich nicht wirklich kommen.
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