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| Thema: Treme | Antwort auf: TVTV! O. Pocht & J. Kernt - Deutsche schaut mehr Fern! von Sascha | |
| Treme ist super (Ich glaube der Titel bezeichnet einen Stadtteil), erheblich zugänglicher als The Wire weil es nicht so irrsinnig handlungsgetrieben ist, sondern das Gegenteil: Character driven. Und Figuren kann der David Simon auch ganz gut. Nicht perfekt, aber ganz gut. Die Stärke seiner Serien waren neben einer einmaligen Perspektive für den Zuschauer immer auch der Dialog. Die Fähigkeit, auch Szenen mit wenigen Worten zu inszenieren war davon nicht beeinträchtigt, aber wie in The Wire mit dem Medium Sprache umgegangen wurde, das war einfach nur schön. Leute hatten keine Akzente, sondern ganz eigene Lingos, das Millieu wurde sofort glaubwürdig. M hatte das beim gucken auch ausgesprochen: "Man merkt wirklich, dass die Leute da gerne miteinander leben." Und ich glaube, besser kann man das, was Treme zeigen will, nicht auf den Punkt bringen, auch wenn John Goodman der ganzen Angelegenheit argumentativ ein berechtigtes moralisches Format verleiht, mit einer Variation der Frage, die derzeit wohl jedem im Kopf herumspukt: Warum ist es unproblematisch, den Banken für Scheiß, den die USA nicht wirklich zu verantworten haben, eine Billion Dollar in kürzester Zeit zur Verfügung zu stellen, aber bei New Orleans ist es okay, aus wirtschaftlichen Gründen auch über deren komplette Versenkung zu diskutieren? Welche Tragweite letztere Entscheidung besitzt, wird Treme nicht müde zu zeigen: New Orleans kann nicht nur ein plastikmäßiges kreolisches Spaß-Mallorca sein, wenn die Leute so wie in Treme gezeigt völlig zurecht ihre Existenz darauf aufbauen, deren Kultur zu lieben. Treme zeigt auch in einigen einstellungen sehr beiläufig, wie groß die Stadt eigentlich ist, um die es geht: Eine richtige Skyline, die man nicht sofort mit der scheinbar aus einer einzigen Partymeile bestehenden Stadt asoziieren würde, wird schmerzhaft lange im Hintergrund einer Fahrt auf einer Brücke gezeigt. Ich fand, es war fast schon eine Feelgood-Serie, was ja nunmal fast das komplette Gegenteil von The Wire ist. Man sieht kein institutionelles Versagen im kleinen, gegen das eine handvoll aufrechter Leute kämpft, sondern hat ein gigantisches institutionelles Versagen, vor dessen Hintergrund ALLE Leute versuchen, das beste draus zu machen. Miteinander. Und mit einer gewissen Wonne an der Melancholie, die ich meine, bei Steve Zahn's Figur bemerkt zu haben. Der wirkt trotz allem abfrusten irgendwie fast schon so, dass er Spaß hat, von diesem Nullpunkt erstmal wieder anzufangen. Ich weiß, ich sollte gar nicht auf die Idee kommen, Treme als capraeskes Positivbeispiel in Serienform für die Schönheit der menschlichen Widerspenstigkeit zu betrachten, aber vielleicht täuscht der Eindruck des Piloten auch nicht, und David Simon macht auch hier das Gegenteil: Uns zu zeigen, dass wir uns nicht alles bieten lassen müssen, erst recht keine Scheißstimmung. Ich bin kein Dixie-Fan, aber die etwas an "City Of God" erinnernden Feierszenen, mit dreckigen Straßen und blankpolierten Posaunen, die waren krass geil. Und: Bunk kann Trompete spielen? Sah mir ganz danach aus! Edit: LOL. Habe erst jetzt Saschas Post dazu gelesen, der eine Stunde vor meinem in diesem Thread veröffentlich wurde. Ich hab sogar den ungelesenen Text per C&P unter diesen setzen wollen, um ihn dann wie einen Forumsbeitrag hier im Thread zu kommentieren (Ich erkenne den Sinn zweier Threads zum selben Thema in zwei Unterforen nicht), habs dann aber gelassen als ich soviel Text verzapft hatte und keinen Bock mehr hatte mich in dem Moment noch mit Treme zu beschäftigen. Ich hab jetzt die Einleitung dieses Posts entfernt, weil das rüberkommen könnte wie ein Diss, weil Big S Treme offensichlich gar nicht gefallen hatte. Ich hab dessen Post erst gerade eben gelesen. ***Diese Nachricht wurde von Felix Deutschland am 14.04.2010 21:07 bearbeitet.*** |
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