Felix Deutschland  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 12.03.2010 16:21 Uhr
Thema: How To Make It In America Antwort auf: TVTV! O. Pocht & J. Kernt - Deutsche schaut mehr Fern! von Sascha
Die größte Gemeinsamkeit mit Entourage ist wohl, das es um junge Männer geht und Mark Wahlberg das ganze produziert.

Der Vorspann zeigt ja schon ganz gut, wo's langgeht: New Yorker Indiefilm/Skatevideo-Ästhetik. Im Gegensatz zu Entourage ist es nicht besonders lustig, und es geht auch nicht um Promis oder allgemein um Leute, die schon irgendwas geschafft haben.

Ich dachte, man steigt mitten im Saft in die Geschichte ein, aber stattdessen gibt es einen "inciting incident", den ich nicht mehr genau verorten kann, aufgrund der die Hauptfigur ihr Leben ändert und seinem Traum nachgeht, eine Jeans oder ein erfolgreiches Jeanslabel zu gründen. Normalerweise wird eine Figur ja durch irgendeine Katastrophe aus der Bahn geworfen und dazu gezwungen, ihr Leben zu ändern. Das muss kurz bevor wir in die Handlung einsteigen passiert sein. Ich glaube, die kurze allererste Szene mit den Skateboards in der Mini-Wohnung soll dem Zuschauer das erklären.

Ich finde die Serie nicht unrealistisch oder unauthentisch, und ich kann mich sehr gut in die Situation der Typen hineinversetzen, aber ähnlich wie bei Hung und East Bound & Down hab ich das Gefühl, das man lieber eine lebensnahe Geschichte mit ein bißchen Augenzwinkern erzählen will, ohne dass man wirklich eine reine Comedyserie macht. Hat was von diesen ZDF-Vorabendserien, wo wir auch vielmehr dem Alltag der Figuren folgt als ein allzu explizites Handlungsziel zu haben. So sehr hauen mich auch die Schauspieler nicht vom Hocker. Ich find die allesamt symphatisch, aber das isses auch.

Man könnte auch sagen, die Serie bleibt wie Hung und East Bound & Down hinter ihren Möglichkeiten zurück. Da muss man einfach wissen, was einem mehr gefällt: Die straighte Comedy, die Entourage früher hatte (Vergangenheitsform!), oder dieses sehr befindlichkeitsbasierte "organische" Entwickeln einer ziemlich "gewöhnlichen" Geschichte. Andererseits: Könnte man in so einer Serie das Feeling von New York rüberbringen? Das kriegt die Serie nämlich richtig klasse hin.

Sehr stilsichere Serie über Leute, die es in der Form auch in Berlin gibt. Ich mein das als Kompliment.

Wer übrigens mal ein Musterbeispiel für einen Anschlussfehler sehen will, achte in Folge 4 Minute 3 Sekunde 50 auf die Reise der Bettdecke, die auf der Schulter von diesem Hotelmanager liegt. Rauf runter rauf runter rauf runter rauf. Normalerweise fällt mir sowas nie auf, aber da wars schon sehr WTF?!

Kann man gucken, aber kein Vergleich zu "Bored To Death": Auch ne New-York-Serie, aber kacklustig und nicht allzu nah an unser aller Lebensrealität.

Mittlerer Daumen, gerade weil's ne HBO-Serie ist und die es eigentlich viel besser können.
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