Nils  (E-Mail nur eingeloggt Sichtbar) am 18.10.2005 18:42 Uhr
Thema: Mutters Maske & Marebito und spoiler über spoiler Antwort auf: Der Film-/DVD-Kritik-Thread V - Revelations von Felix Deutschland
MUTTERS MASKE, 1988, regie christoph schlingensief

durch den film leitet ein etwas fülligerer, etwas älterer düsseldorfer dialekt(oder mundart?)sprecher. seht, was sich trauriges zugetragen hat:

willy von mühlenbeck (karl friedrich mews), endzwanzigjähriger sohn der düsseldorfer aristokraten-dynastie von mühlenbeck, kehrt nach einer größeren weltreise nach deutschland zurück.

es ist nacht und herbst, und willis bruder martin (helge schneider) erwartet ihn. sie fahren gemeinsam mit dem zug nach hause, zum anwesen der familie. nur wird willi vorher noch schnell von charlie weiß (charlie weiß, ex-schneider-bandmitglied, auch bekannt aus 00 schneider, jazzclub,...) interviewt: "ah zurück in deutschland??" sind sie so berühmt, die mühlenbecks?

martin bricht das interview sofort ab - helge schneider als hochnäsiger und cholerischer jungaristokrat: so kennt man ihn ja gar nicht!

im zug der erste streit zwischen den beiden feinen herren, und völlig grundlos: "du bist mir so FREMD geworden!!"
martin wird mit seinem kopf in torte oder sowas gedrückt.

am nächsten morgen besucht willi (der erstmal im hotel wohnt) das schloss der familie, in dem martin und die mutter wohnen, sowie der erzähler als butler Julien und einige andere bedienstete (vater mühlenbeck ist schon länger tot).

willi freut sich auf seine frau mama - aber die ist offenbar geisteskrank (verrückt: brigitte kausch) und steht unter kontrolle des despotischen martin.
der kultiviert einen ungesunden lebensstil, dem sich alle hausangestellten anpassen müssen. den ganzen tag in den dunklen gemäuern, und diese einseitige ernährung! julien hat schon unheilbaren wundbrand.
willi wird aufgrund seiner kritik an dieser lebensweise von allen verwandten angefeindet.

auch finden sich täglich tote kanninchen im garten - das nachbarmädchen soll schuld sein. tatsächlich geht die mit pfeil und bogen auf die jagd nach den süßen nagern.
als diese, "els" (sieht aus evelyn hamann: susanne brdehöft), gerade eines ihrer pferde tötet (die vorderläufe waren gebrochen), verliebt sich willi in sie. das führt zu noch mehr problemen. els ist schwer krank, und martin und sanitätsrat dr. ??? (volker bertzky, kennt man z.b. aus dem theatherstück aprikose banane erdbeer) sind der meinung, jegliches näherkommen willis stelle eine tödliche gefahr für els dar. da ist sprengstoff drin.

dann taucht auch noch ein kind els' auf, welches vom jugendamt (udo kier gewohnt GAY) in gewahrsam genommen wird.
jaja, so nimmt das unheil seinen lauf.

mann merkt schon: das ist absurd, und komisch. das schauspiel ist ABSICHTLICH schlecht (ähnlich wie z.b. in 00 schneider). schlingensief-typisch gibt es viel, viel geschrei, also im grunde dieses "orgiastische";  und alles sieht schrottig und auch beklemmend aus, sehr dunkel. lustig auch pseudo-bedeutungsschwangere szenen und das erhabene gebaren der herrschaften aus gutem hause.
KUNST oder NONSENSE? auf jeden fall einfallsreich.

dazu die ganze zeit orgelmusik von helge schneider in seinem unverkennbaren stil.

ein toller film!

MAREBITO, 2004,

japanischer horrorfilm, regie3 takashi shimizu (bekannt für ju-on, den habe ich aber noch nicht gesehen).

kauziger mann, vielleicht 40, typ otaku, immer kapuzenjacke (wie alle japaner, aber in dem film ist auch immer wunderbar sonniges herbst- oder frühlingswetter, bei dem es im schatten sehr kalt ist), läuft den ganzen tag mit videokamera rum und filmt - alles.
zuhause 300 monitore. ah ja gespielt wird er übrigens von shunya tsukamoto.

im fernsehen sieht er in den nachrichten, wie ein penner sich einen dolch zwischen die augen rammt. man weiß nciht ganz, wieso dieser obdachlose das macht, und wieso so viele tv-leute darumstehen, aber wenn er den knorpel - oder wie das zeug unter der gesichtshaut zwischen den augen heißt - durchbohrt, strömt das blut literweise heraus, und es sieht wunderschön aus (wie fast immer in asiatischen filmen, aber das ist ja noch nichts schlechtes).

unser otaku schaut sich die szene so oft an, bis er entdeckt, das der selbstmörder kurz vor dem besagten "einstich" ziemlich erschreckt und verängstigt zur seite schaut.

nun setzten die monolge des hauptcharakters ein, in denen er über angst philosophiert, angst so schlimm, dass man sich lieber selbst umbringt, als der angstquelle ins auge zu sehen.

er muss sich auf die suche nach der ursache dieser furcht machen. in der kanalisation (??) trifft er auf den eigentlich Toten. dieser zittert verschreckt und erzählt von bösen monstern und der "unterwelt". das belibt recht diffus, und als mr. videofreak weiter voranschreitet, findet er sich in einer art tropfsteinhöhle wieder. wht the fuck?

was er da sieht, wird jedem "MOE"-rorikon-usw.-Fetischisten die tränen in die augen treiben: eine junge frau, makelloses gesicht, nackt und zerbrechlich, dünn wie ein besenstiel, die haut schon gelblich-bläulich von irgendwelchen mangelerscheinungen, und in fesseln gelegt. an den fußgelenken, an denen die ketten befestigt sind, ist schon alles wundgerieben.

er nimmt sie mit nach hause, lässt sie ein sexy nachthemd mit viel beinfreiheit überstreifen und versucht, sie gesund zu pflegen. aber die prinzessin auf der erbse spuckt alles wieder aus: wasser, milch, snacks . da wird sie schon etwas annimalisch.

unser held wird jetzt auch noch beim einkaufen von riesen verfolgt und eine böse computerstimme am telefon sagt: so richtest du sie zugrunde!

schließlich die lösung: als er sich in den finger schneidet (oder hat der riese ihm diese verletzung zugefügt?) schlabbert die geile sau das ganze blut vom zeigefinger des mannes weg, den er wie einen phallus ausgefahren hat.
jetzt wird sie richtig zum tier. natürlich kniet sie auch so heiß auf allen vieren, wie ein wolf oder sowas.

immerhin weiß man jetzt, wie sie zu ernähren ist.

so muss der mann schließlich zum jäger auf menschenblut werden.
und wer eignete sich da besser als opfer als kleine louis-vitton-täschchen-schulmädchen-nutten, die ja genau wie unsere mieze zwischen niedlich / schwach / devot und bitchy / animalisch oszillieren?

schlussendlich strebt der protagonist (?) aber die vereinigung mit seiner traumkreatur an, so schneidet er sich die zunge auf und die münder der beiden tauschen sinnlich das blut.

der film arbeitet auch viel mit verschiedenen kameras (weil der hauptcharakter ja selber viel filmt), viel mit verfremdung, visuellen mehrdeutigkeiten etc., sieht nicht schlecht aus.
und auch diese typische reduzierte klaviermusik, das hat mir gut gefallen. "angst"/horror kommt jedoch weniger auf.
gerade auch die schon erwähnten inneren monologe distanzieren den zuschauer vom geschehen (vgl. auch sin city, da habe ich es genauso empfunden). kann aber auch an der dt. synchro liegen, die ich leider sehen musste.
insgesamt alles atmosphärisch, aber mit gaga-handlung.

meiner auffassung nach ein reiner fetischfilm, ein fetisch, auf den ich ab ernicht so stehe.
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